Abbas: Zurück zur politischen Radikalität

Abbas: Zurück zur politischen Radikalität
 
Jonathan D. Halevi
 
·          In seiner Rede zum Jahrestag der Gründung der Fatah vom 4. Januar präsentierte ihr Führer Mahmoud Abbas, Vorsitzender von Palästinensischer Autonomiebehörde und PLO, eine radikale politische Doktrin. Die von Abbas vorgetragene Botschaft bringt seine politischen wie nationalen Visionen zum Ausdruck, die er dem palästinensischen Volk hinterlassen möchte.
 
·          In seiner Rede vermeidet es Abbas, einen Kompromiss mit Israel zu erwähnen, der ein Ende des Konfliktes bedeuten könnte. Weder verweist er auf die Land-für-Frieden-Formel noch auf die Errichtung eines Palästinenserstaates neben Israel. Stattdessen entschied er sich zu bekräftigen, dass die Palästinenser den Weg des Kampfes fortsetzen sollten, um den „Traum von einer Rückkehr“ der palästinensischen Flüchtlinge und der Millionen Nachgeborenen zu verwirklichen.
 
·          Abbas verpflichtete sich, diesen Weg des Kampfes weiter zu beschreiten, den andere Palästinenserführer vor ihm gegangen waren. Dabei erwähnte er den Mufti von Jerusalem, Hadsch Amin al-Husseini, der dazu eine strategische Partnerschaft mit Nazideutschland einging, sowie die Führer von palästinensischen Terrororganisationen, die direkt für die Ermordung Tausender israelischer Zivilisten verantwortlich waren. Diese Figuren sind gleichberechtigte wie angemessene Partner im palästinensischen Kampf und ihre ideologische Programmatik, selbst wenn sie terroristisch und/oder radikalislamisch ist, dient als Quelle der Inspiration für das palästinensische Volk.
 
·          Zu Ehren der Gründung der Fatah hielt ihr militärischer Arm, die al-Aqsa-Märtyrerbrigaden, Ende Dezember Paraden mit Dutzenden von mit Sturmgewehren Bewaffneten in Hebron, Bani Na’im und im Kalandia-Flüchtlingslager nördlich von Jerusalem ab.
 
·          Wer auch immer glaubte, dass Abbas nach der Resolution der UN-Vollversammlung vom 29. November 2012, die die PLO-Beobachtermission in der UNO zu einem Beobachterstaat machte, nun einen gemäßigteren Kurs einschlagen würde, muss zweifelsohne von den Worten Abbas enttäuscht sein. Er bereitet die Palästinenser nicht darauf vor, Frieden zu schließen, sondern kehrt vielmehr zu einer Rhetorik zurück, die den Konflikt fortsetzt und sogar verschärft.
 
 
Mahmoud Abbas, seines Zeichen Vorsitzender der Palästinensischen Autonomiebehörde sowie Führer von PLO und Fatah, der kürzlich sogar mit dem Titel „Präsident des palästinensischen Staates“ erhöht wurde, präsentierte am 4. Januar 2013 in
seiner Rede zum Jahrestag der Gründung der Fatah eine radikale politische Doktrin. Seine Rede wurde per Telefon von Ramallah nach Gaza übertragen, wo sich Tausende auf dem Al-Saraya-Platz versammelt hatten.
 
Diese Rede ist deswegen von Bedeutung, da er sich in ihr direkt an die Aktivisten der Bewegung wendet, die im Wesentlichen die Stütze der Autonomiebehörde sind, aber auch an das palästinensische Volk im Allgemeinen. Die von Abbas vorgetragene Botschaft bringt daher mehr als manch andere seiner Stellungnahmen seine politischen wie nationalen Visionen zum Ausdruck, die er den Palästinensern hinterlassen möchte hinsichtlich seines Wunsches, welche Schritte sie als nächstes zu gehen hätten.
 
In seiner Rede vermeidet es Abbas, einen Kompromiss mit Israel zu erwähnen, der ein Ende des Konfliktes bedeuten könnte. Weder verweist er auf die Land-für-Frieden-Formel noch auf die Errichtung eines Palästinenserstaates neben Israel, die Anerkennung Israels oder Israel als Nationalstaat des jüdischen Volkes.
 
Stattdessen entschied er sich zu bekräftigen, dass die Fatah sich seit ihrer Gründung nicht verändert hätte – ihr erster Terrorangriff auf Israel fand am 1. Januar 1965 statt – und dass die Palästinenser den Weg des Kampfes fortsetzen sollten. Schlüsselbegriffe der Rede waren „Träume“ und „nationale Ziele,“ die es zu erreichen gelte, d.h. „historische Gerechtigkeit,“ wie sie Palästinenser verstehen. Übersetzt in eine Sprache der Tat hieße dies, so Abbas, den „Traum von einer Rückkehr“ der palästinensischen Flüchtlinge und der Millionen Nachgeborenen zu verwirklichen.
 
Abbas verschärfte seine kompromisslose Botschaft noch dadurch, dass er sich verpflichtete, den Weg des Kampfes weiter zu beschreiten, den andere Palästinenserführer vor ihm gegangen waren. Dabei erwähnte er den Mufti von Jerusalem, Hadsch Amin al-Husseini, der dazu eine strategische Partnerschaft mit Nazideutschland einging, sowie die Führer von palästinensischen Terrororganisationen, die direkt für die Ermordung Tausender israelischer Zivilisten verantwortlich waren, einschließlich Halil al-Wazir Abu Jihad (Fatah), Sheikh Ahmed Yassin (Hamas), Abd al-Aziz al-Rantisi (Hamas), Fathi al-Shikaki (Islamischer Dschihad), George Habash (PFLP), Abu Ali Mustafa (PFLP), Abu al-Abbas (Arabische Befreiungsfront) und Izzadin al-Qassam (Führer des dschihadistischen Krieges gegen die Briten und den jüdischen Yishuv in den 1930er Jahren).
 
Abbas unterließ es, dem „Palästinensischen Kampf“ irgendwelche Grenzen zu setzen, Terror zu verurteilen oder palästinensische Terrororganisationen und ihrer Führer zu kritisieren. All jene sind gleichberechtigte wie angemessene Partner im palästinensischen Kampf und ihre ideologische Programmatik, selbst wenn sie terroristisch und/oder radikalislamisch ist, dient als Quelle der Inspiration für das palästinensische Volk in ihrem unablässigen Ringen zur Erreichung ihrer nationalen Ziele.
 
Hierbei handelt es sich mitnichten um ein bloßes Lippenbekenntnis einer Solidarität mit den nicht mehr auf Erden weilenden historischen Anführern. Abbas hält an der Tradition der nationalen Einheit aller palästinensischen Terrororganisationen als Imperativ und als ihm und dem palästinensischen Volk auferlegte Pflicht fest, als Schlüssel zur „Erfüllung aller Träume“ – was der Vernichtung des Staates Israel gleichkäme.
 
Zu Ehren der Gründung der Fatah, hielt ihr militärischer Arm, die al-Aqsa-Märtyrerbrigaden, Ende Dezember Paraden mit Dutzenden von mit Sturmgewehren Bewaffneten in Hebron, Bani Na’im und im Kalandia-Flüchtlingslager nördlich von Jerusalem ab.
 
Wer auch immer glaubte, dass Abbas nach der Resolution der UN-Vollversammlung vom 29. November 2012, die die PLO-Beobachtermission in der UNO zu einem Beobachterstaat machte, nun einen gemäßigteren Kurs einschlagen würde, muss zweifelsohne von den Worten Abbas enttäuscht sein. Er bereitet die Palästinenser nicht darauf vor, Frieden zu schließen, sondern kehrt vielmehr zu einer Rhetorik zurück, die den Konflikt fortsetzt und sogar verschärft.
 
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Abbas‘ Rede im Wortlaut
 
Im Namen Allahs, des Allerbarmers des Barmherzigen; Oh Mitglieder des heldenhaften palästinensischen Volkes; Oh Mitglieder der heldenhaften Fatah, Oh heldenhafte Einwohner Gazas:
 
Friede sei euch allen, teures Gaza, Friede sei mit dir, Oh Gaza Hashims [Großvater des Propheten Muhammed], Oh du [Gaza], das du den Kampf in deinem Herzen trägst, durch all deine bittere Geschichte und in seinen verschiedenen Formen, Friede sei mit dir, Oh Gaza, Oh jene, die in deinem Schoß geboren wurden, die ersten Zellen einer vorwärts strebenden Bewegung [die sich bildeten] im Jahr 1957, acht Jahre vor der Gründung am 1. Januar 1965, Friede sei mit dir, Oh Gaza, das die Erste Intifada entfachte.
 
Friede den Seelen deiner Märtyrer, Oh Gaza, und Friede all jenen, die den Weg der Geduld eingeschlagen haben und sich auf dem Al-Saraya-Platz versammelt haben, dem Platz des Märtyrers Yasser Arafat, um den Jahrestag des Beginns der palästinensischen Revolution zu feiern. Friede all jenen Helden, die die Last und den Schmerz auf sich nahmen, eine nationale palästinensische Identität zu bewahren. Frieden all jenen, die sich mit festem Willen der Blockade widersetzen. Friede jeder deiner Schwestern und jedem deiner Brüder, jedem Sohn und jeder Tochter. Euch allen sende ich all meine Liebe aus der Tiefe meines Herzens.
 
Meine Brüder und Schwestern, wir haben uns hier in dieser Masse versammelt, um den Jahrestag eurer Revolution zu begehen, die unter den allerschwierigsten Bedingungen begann. Unsere Situation war am Tag der Gründung [der Fatah-Bewegung] weit schwieriger als heute, da die Welt die Existenz unseres Volkes jenseits des Kontexts von Vertreibung und Elend nicht anerkannt hatte und wir noch über keinerlei politisches Gebilde oder einen Staat auf der politischen Landkarte der Welt verfügten, die uns als Flüchtlingsproblem wahrnahm und uns Almosen zuwies. Doch die Sperrspitze unseres stolzen Volkes entschied sich, den Lauf der Geschichte zu verändern. Eure moderne Revolution verwandelte das Problem unseres Volkes mit Opfer, Entschlossenheit und Glauben in die Realität eines Staates mit einer eigenen Flagge, die bei den Vereinten Nationen neben den Flaggen aller anderen Länder dieser Welt gehisst wird.
 
Die Fatah von damals ist die Fatah von heute. Sie wurde der palästinensischen Sache wegen gegründet und Palästina gab die Richtung vor. Sie hält an einem Ideal fest, das nicht in Frage zu stellen ist, der Treue zur palästinensischen Sache, und dementsprechend ist die nationale Einheit die Grundlage des nationalen palästinensischen Bestrebens und der Schutz unserer nationalen Identität unsere oberste Priorität. Denn hätte es keine Einheit im Rahmen der Fatah gegeben, jener einzigen legitimen Vertretung, die nicht gespalten und nicht ersetzt werden wird, dann hätten wir uns nicht erheben können aus einer Situation des Elends und der Flüchtlingszelte hin zu einer, in der die palästinensische Sache die wichtigste auf der internationalen Bühne geworden ist. Im Kontext dieses heroischen Kampfes ist die palästinensische Sache zu einem Symbol der Befreiung, der Unbeugsamkeit und des Aufstands gegen Ungerechtigkeit und Tyrannei in der ganzen Welt geworden.
 
Ich segne euch, Söhne unseres Volkes, die sich auf dem Platz des Märtyrers Yasser Arafat versammelt haben, um diesen wunderbaren Tag zu feiern, der zum grundlegenden Moment auf unserem Weg des Kampfes wurde, und erhoben wurde zur Wiederherstellung unserer nationalen Einheit, für die es keine Alternative gibt, wenn wir unsere nationalen Ziele erreichen wollen.
 
Ich segne euch und stärke die Hände eines jeden einzelnen von euch, denn ihr habt die wunderbarsten Geschichten von Heldenmut, Geduld und Ausdauer [in die Geschichtsbücher] geschrieben und seit mit euren Herzen standhaft geblieben, selbst als eure Rolle in wertvollen Taten und Opfern auf diesem Weg immer anspruchsvoller wurde und sich die Namen der Märtyrer und die Grabsteine der Führer vermehrten – Kommandeure des Kampfes und Krieger, unschuldige Kinder, Mütter und Schwestern, die auf dem Weg zur Freiheit in all den israelischen Aggressionen fielen, die so viel Ungerechtigkeit brachten und dem unser teurer Gazastreifen ausgesetzt war!
 
Brüder und Schwestern, das gesamte palästinensische Volk lebt unter Besatzung und Blockade, während unsere Augen und Herzen sich auf Al-Quds [Jerusalem] richten, das einer enormen Siedlungskampagne unterworfen ist, in der die Besatzer in einem Kampf gegen die Zeit stehen und glauben, sie müssten ihre Chancen nutzen. Unter diesen Umständen fällt es uns allen zu, jenen von uns, die Palästinenser sind, und jenen, die es nicht sind, Araber, Muslime und die Liberalen dieser Welt, unsere Kräfte, Herzen und unsere Entschlossenheit zu vereinen, um Al-Quds zu retten, unsere ewige Hauptstadt und zwar durch die Bereitstellung der Mittel und Instrumente der Standhaftigkeit, um die Bewohner der Stadt, alle rechtschaffenden Muslime und Christen zu unterstützen.
 
Und bei Gaza, jenem ersten Flecken palästinensischen Bodens, aus dem Armee und Kolonialisten sich zurückzogen, konzentrieren wir uns darauf, die ihm auferlegte Blockade zu beenden, so dass Gaza befreit und frei werde, sich mit dem Rest unseres Heimatlandes zu verbinden.
 
An diesem Jahrestag erneuern wir mit Treue im Herzen den Eid gegenüber unseren heldenhaften Märtyrern, dass wir den Weg unseres Bruders und Märtyrers Abu Amar [Arafat] und seiner Brüder und Freunde in allen nationalen Kräften weiter gehen werden: Abu Jihad, Abu Iyyad, Abd al-Fatah Hamud, Abu Ali Ayyad, Abu Sabri Saydam, Abu Yusuf al-Najjar, Kamal Adwan, Kamal Nasser, Abu al-Walid Saad Sa’il, Faisal Husseini, Abu al-Hol, Abu al-Mondhir, Abu al-Said, Ahmed Yassin, Abd al-Aziz al-Rantisi, Ismail Abu Shanab, Fathi al-Shikaki, Majed Abu Sharar, Suleiman al-Najab, Bashir al-Barghouti, Hani al-Hassan, Abu Ali Mustafa, Abu al-Abbas, Samir Rusha, Abu al-Abd Khatab und die Zehntausende von heroischen Märtyrern, und dabei müssen ganz besonders die allerersten erwähnt werden: der Mufti von Jerusalem Hadsch Amin al-Husseini, Ahmed al-Shukeiri, Yehiyeh Hamuda, Izzadin al-Qassam. Sie hinterließen uns und unserem Gewissen das Erbe, ihren Weg fortzusetzen und vereint zu handeln, denn es gibt keine Alternative zur Einheit, um unsere nationalen Ziele zu erreichen und den Sieg davon zu tragen.
 
Gesegnet seien unsere heldenhaften Gefangenen und all unsere Mitglieder in der Heimat wie in der Diaspora wie auch überall, wo Palästinenser sich entschlossen haben, ihre Träume und Ziele zu vereinigen und den Traum von einer Rückkehr zu erfüllen. Schon bald werden wir mit Allahs Hilfe unsere Einheit erreichen auf dem Weg, der die Besatzung beendet, so dass die palästinensische Flagge über den Kirchen von Al-Quds und den Minaretten der Moscheen weht, so wie unserer ewiger Führer, der Märtyrer Yasser Arafat bei jeder Gelegenheit betont hat. Wir werden mit der Hilfe Allahs und der Entschlossenheit unseres Volkes sowie der Unterstützung unserer Freunde und Brüder und der freien Welt unsere Ziele erreichen und werden am nächsten Jahrestag der Revolution feiern, die begonnen hat, so dass wir den Sieg davon tragen – und der Sieg wird kommen, er wird kommen, er wird kommen.
 
Mit der Hilfe Allahs werden wir euch im stolzen Gaza schon sehr bald wiedersehen.
 
Quelle: http://www.wafa.ps/arabic/index.php?action=detail&id=145853