Türkei und Israel: Chance auf Versöhnung?

Im Juni 2016 unterzeichneten die Türkei und Israel ein Versöhnungsabkommen, das von israelischer Seite betrachtet nicht unumstritten ist. (1) Teil der Übereinkunft sind Entschädigungszahlungen für die Familien der beim Sturm der Mavi Marmara-Flotille Getöteten, die Einstellung türkischer Ermittlungen gegen IDF-Soldaten und einen türkischen Zugang nach Gaza. Noch bevor die Unterschriften des Abkommens getrocknet waren, wurde die Türkei von einem Staatsstreich erschüttert, der scheiterte. Im Anschluss war das Land mit der Krise im Irak beschäftigt, wo die Anti-IS-Koalition und die Schiitenregierung in Bagdad den Angriff auf Mossul begannen und dabei die Türkei außen vor ließen.

Was ergibt sich aus diesen Ereignissen für die israelisch-türkischen Beziehungen? Um das zu beantworten, muss zunächst der Frage nachgegangen werden, in welche Richtung die Türkei sich bewegt?

Die Türkei ist dabei, ihre Identität neu zu definiere – ist sie v.a. "türkisch" oder "islamisch" mit "neo-osmanischer Ausrichtung". Entscheidet sich das Land für ersteres, dann wäre eine israelisch-türkische Versöhnung möglich. Geht Erdogan stattdessen den neo-osmanischen Weg des Islam, dann dürften jede Menge Hindernisse eine Aussöhnung unmöglich machen.