Die BDS-Mauer bröckelt

Roger Waters hat seit mehr als 10 Jahren nichts unversucht gelassen, Israel mit einer Quarantäne-Mauer zu umgeben. Doch diese Mauer wird zunehmend brüchig und ihre Steine stürzen in alle Richtungen. Während die wichtigste Tribute-Band sich einer Unterwerfung unter Waters Doktrin verweigert und lieber ehrlich die Fakten auf den Tisch legt, akzeptiert eine andere Tribute-Band die Leitlinie rein technisch, ohne sich jedoch zu BDS oder dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu äußern. Der Netto-Wert von Facebook-Kommentaren solcher Tribute-Bands ist jedoch vergleichsweise klein, v.a. wenn es sich um die internen Debatten in Künstlerkreisen handelt. Tribute-Bands vermögen es in der Regel nicht, Schlagzeilen auf sich zu ziehen oder im Mittelpunkt der Massenmedien zu stehen. So verwundert es nicht, dass der hier geschilderte Zwischenfall nicht die Aufmerksamkeit der Mainstream-Presse auf sich zog. Ihre Fähigkeit die Diskussion nachhaltig zu beeinflussen ist daher begrenzt.

Deutungshoheit kommt dagegen eigenständigen und anerkannten Künstlern zu, deren künstlerische Leistung sich soziales und politisches Kapital ummünzen. Ein gutes Beispiel dafür ist Nick Cave, der seine Haltung zum Versuch, ihm einen kulturellen Boykott Israels aufzunötigen, in seinem Blog "The Red Hand Files" deutlich machte: "Ich halte den kulturellen Boykott Israels für feige und schändlich. Tatsächlich ist dies zum Teil der Grund, weshalb ich in Israel spiele – nicht in Unterstützung irgendeiner politischen Gruppe, sondern aus Prinzip gegen jene, die Musiker mobben, beschämen und zum Schweigen bringen wollen."