Die BDS-Mauer bröckelt

Die BDS-Mauer bröckelt

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Adam Shay

Wieder einmal hat sich die Aufregung nach einer weiteren, BDS verursachten Konzert-Absage gelegt und erneut stellt sich heraus, dass die Absage nicht von den ideologischen Überzeugungen der Künstler selbst bedingt war.

In diesem Fall handelte es sich um die UK Pink Floyd Experience, eine Pink-Floyd-Tribute-Band, die jüngst ankündigte, ihre drei geplanten Auftritte in Israel abzusagen. Die Absage erfolgte wie so oft dem altbekannten Muster des BDS-Vorzeige-Aktivisten Roger Waters, dem ehemaligen Sänger der originalen Pink Floyd, der die Hommage-Gruppe nötigte, nicht in Israel aufzutreten.

Facebook-Post von Roger Waters

Die Hybris, die Waters dazu brachte, seinen scheinbaren BDS-Erfolg auf Facebook zu verkünden, flog ihm jedoch augenscheinlich sofort um die Ohren. Waters erklärte, er sei “sehr glücklich, dass sie ihre Auftritte in Israel abgesagt haben”, und freue sich darüber, “sie im Lager der BDS-Unterstützer willkommen zu heißen.” Doch diese Freude war eine recht einseitige Angelegenheit, denn der Sänger und kreative Kopf hinter der Tribute-Band David Power hinterließ einen Kommentar. Anstatt das Opfern der israelischen Tour-Daten als Gelegenheit zu nutzen, um das massenmediale Scheinwerferlicht auf das eigene Projekt zu lenken, wie es die meisten Künstler tun, wandte sich Power direkt an Waters, um die Angelegenheit und Gründe für die Absage zu erklären:

“Roger, wie ich es dir erklärt habe, galt meine Sorge meinen Kollegen, aufgrund der Beschimpfungen und Bedrohungen, die sie aufgrund deines ursprünglichen Boykottaufrufs erhalten hatten. Dies bleibt der Hauptgrund für unsere Absage. Wir stehen in dem Konflikt auf keiner Seite, sondern hoffen einfach, Menschen Musik nahe zu bringen.”

David Powers Facebook-Kommentar

Es hatte also weder etwas mit ideologischer Überzeugung noch mit Unterstützung der palästinensischen Sache zu tun. Es war schlichtweg Angst, ausgelöst von einem Frontalangriff wüster Beschimpfungen und Bedrohungen, die von Roger Waters angeordnet worden waren. Power macht hier diese Angriffe für die Absage direkt verantwortlich und lässt so keinen Raum für Zweifel oder einen Missbrauch der Absage für die BDS-Agenda. Die Androhung von Gewalt – ausgelöst von Waters persönlich – war ursächlich für die Absage.

Es missfiel Power, von Waters bei BDS “willkommen” geheißen zu werden. Von einem israelischen Fan gefragt, wie er es mit BDS halte, antworte Power schlicht, dass weder er noch Mitglieder der Show “BDS angehören. Frieden kann nur durch Kommunikation erreicht werden.”

David Powers Facebook-Kommentar

Es wäre nun das Natürlichste der Welt, dass eine Tribute-Band, die sich ausschließlich dem Aufführen von Pink-Floyd-Songs widmet, von denen viele von Waters geschrieben wurden, sich die Wünsche ihres Idols zu eigen macht. Im selben Kommentar-Thread akzeptierte z.B. Ricky Howard von der australischen Pink-Floyd-Tribute-Band er könne “versichern, dass wir letztes Jahr keine Konzerte in Israel gaben und auch nicht beabsichtigen welche zu geben. Ich hoffe, das klärt alle Missverständnisse!” (in der Vergangenheit hatte die Band in Israel gespielt).

Ricky Howards Facebook-Kommentar

**Bricks Seem to Be Falling Off the Wall…
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Roger Waters hat seit mehr als 10 Jahren nichts unversucht gelassen, Israel mit einer Quarantäne-Mauer zu umgeben. Doch diese Mauer wird zunehmend brüchig und ihre Steine stürzen in alle Richtungen. Während die wichtigste Tribute-Band sich einer Unterwerfung unter Waters Doktrin verweigert und lieber ehrlich die Fakten auf den Tisch legt, akzeptiert eine andere Tribute-Band die Leitlinie rein technisch, ohne sich jedoch zu BDS oder dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu äußern.

Der Netto-Wert von Facebook-Kommentaren solcher Tribute-Bands ist jedoch vergleichsweise klein, v.a. wenn es sich um die internen Debatten in Künstlerkreisen handelt. Tribute-Bands vermögen es in der Regel nicht, Schlagzeilen auf sich zu ziehen oder im Mittelpunkt der Massenmedien zu stehen. So verwundert es nicht, dass der hier geschilderte Zwischenfall nicht die Aufmerksamkeit der Mainstream-Presse auf sich zog. Ihre Fähigkeit die Diskussion nachhaltig zu beeinflussen ist daher begrenzt.

Deutungshoheit kommt dagegen eigenständigen und anerkannten Künstlern zu, deren künstlerische Leistung sich soziales und politisches Kapital ummünzen. Ein gutes Beispiel dafür ist Nick Cave, der seine Haltung zum Versuch, ihm einen kulturellen Boykott Israels aufzunötigen, in seinem Blog “The Red Hand Files” deutlich machte:(1)

In einer offenen Antwort auf einen Brief Brian Enos, selbst ein anerkannter Künstler und Unterstützer von BDS, erklärte Cave folgendes:

“Ich halte den kulturellen Boykott Israels für feige und schändlich. Tatsächlich ist dies zum Teil der Grund, weshalb ich in Israel spiele – nicht in Unterstützung irgendeiner politischen Gruppe, sondern aus Prinzip gegen jene, die Musiker mobben, beschämen und zum Schweigen bringen wollen. Ich habe nicht die Absicht, hier eine detaillierte Diskussion darüber zu führen, in wie weit der Boykott Israels als im Herzen antisemitisch verstanden werden kann und, darüber hinaus, gar nicht funktionieren kann (im Gegenteil, man riskiert damit die Kräfte in Israel zu stärken, die denen entgegenstehen, die du unterstützt), doch selbst der schätzenswerte Noam Chomsky hält BDS für illegitim und im Wesentlichen für Heuchelei. Womit wir tatsächlich konfrontiert sind, ist eine fundamentale Meinungsverschiedenheit darüber, wozu es Musik überhaupt gibt.”

Zitat Nick Cave

Nick Cave belässt es jedoch nicht dabei, den spezifischen Versuch Israel zu boykottieren anzusprechen, sondern ging darüber hinaus auch auf die interne Dynamik derartiger Diskussionen in Künstlerkreisen ein.

“Einige Frage müssen wir uns stellen. Wie weit haben wir uns eigentlich von der transformativen Kraft der Musik entfernt, dass wir uns berechtigt fühlen, Musik als Waffe einsetzen zu können, um ganz normale Israelis für das Verhalten ihrer Regierung zu bestrafen? Was hat uns eigentlich dazu gebracht, dass gewisse Musiker meinen, Zwangsmaßnahmen und Einschüchterung, z.B. in Form von offenen Briefen an andere Musiker, die ihre Meinung nicht teilen, seien ethisch legitim? "

Dies sind Fragen, die sich Musiker, Künstler und Konsumenten gleichermaßen stellen müssen.

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  1. https://www.theredhandfiles.com/what-are-your-thoughts-on-brian-enos-stance-on-israel/