Das Tunnelnetzwerk der Hamas: Geplanter Massenmord

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Das Tunnelnetzwerk der Hamas: Geplanter Massenmord

Daniel P. Rubenstein

In den vergangenen zehn Jahren hat die Hamas methodisch ein komplexes Netzwerk an Tunneln angelegt, das es ihren Kämpfern gestattet hätte, in Israel einzudringen und Terroranschläge sowie Entführungen im präzedenzlosen Ausmaß durchzuführen. Die Operation „Schutzrand“ legte dieses Netz frei und machte es zum Ziel. Auf diese Weise wurde einer der strategischen Vorteile der Hamas ausgeschaltet und die Möglichkeit eines mörderischen Überraschungsangriffes hinter der israelischen Frontlinie zunichte gemacht.

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Die Hamas-Tunnel führten in unmittelbare Nähe israelischer Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens.
(IDF/Facebook)

IDF-Sprecher Oberstlt. Peter Lerner legte dar, wie wichtig die Zerstörung der Tunnel gewesen sei: „Die Hamas hatte einen Plan: einen gleichzeitigen und koordinierten Überraschungsangriff auf Israel. Ziel war es, 200 bis an die Zähne bewaffnete Terroristen auf die israelische Zivilbevölkerung loszulassen. Dies sollte eine koordinierte Aktion werden. Dazu gehörten 14 Angriffstunnel. Mindestens zehn Kämpfer pro Tunnel wären nach Israel eingedrungen und hätten Massenmorde verübt.“(1)

Nicht ausgeschlossen werden kann, dass es der Hamas möglich gewesen wäre, mit Hilfe der Tunnel hunderte von Kämpfern pro Tunnel nach Israel zu entsenden, was eine in die Tausende gehende Invasionsarmee bedeutet hätte. Hamas-Führer Ismail Haniyeh sagte selbst am 19. Oktober 2013: „Tausende von Kämpfern trainieren ober- und unterhalb der Erde in Ruhe eine Feldzug zur Befreiung Palästinas.“

Die Hamas-Einheiten von 10-15 Männern wurden darin trainiert, schnell die Tunnel zu durchqueren und Brückenköpfe zu errichten, um das Nachrücken weiterer Einheiten zu ermöglichen. Die Zahl der Kommandoeinheiten, die durch die Tunnel geschleust worden wären, wäre begrenzt gewesen durch das von den IDF benötigte Zeitfenster, sie zu entdecken und zu reagieren. (MEMRI)



Nicht ausgeschlossen werden kann, dass es der Hamas möglich gewesen wäre, mit Hilfe der Tunnel hunderte von Kämpfern pro Tunnel nach Israel zu entsenden, was eine in die Tausende gehende Invasionsarmee bedeutet hätte.



Frühe Warnzeichen

Tunnelsysteme sind schon seit Jahrzehnten Teil des Alltags in Gaza. 1989 nutzte der Terror-Vordenker der Hamas Mahmoud Al-Mahbrouh einen Tunnel, um den israelischen Sicherheitskräften zu entkommen. (2)  Mitte der Neunziger wurden Tunnel von Rafah nach Ägypten gegraben. Durch sie wurde alles geschmuggelt, was in den engen Passagen Platz hatte – von Zigaretten und Waffen bis hin zu Treibstoff, Farmtieren und sogar Autos.

Tunnel wurden genutzt, um Sprengladungen unter Stellungen der israelischen Soldaten anzubringen, die bis 2005 in Gaza stationiert waren. 2001 explodierte eine Bombe unter einer IDF-Basis in Gaza, riss ein 5 Meter großes Loch und schleuderte Soldaten durch die Luft. Mindestens drei wurden dabei verletzt. (3)  2004 explodierten hunderte Kilogramm Sprengstoff in einem 350-Meter langen Tunnel unter einem Außenposten der IDF in Gaza, wobei ein Soldat getötet und fünf andere verletzt wurden.(4) 

2006 – weniger als ein Jahr nach dem israelischen Abzug aus dem Gazastreifen – nutzte die Hamas einen Tunnel, um in Israel einzudringen, IDF-Soldaten einen Hinterhalt zu legen und Gilad Shalit zu entführen. (5)  Auf diese Weise wurde deutlich, dass die Hamas große Summen investiert hatte, um den Krieg unter der Erde vorzubereiten. „Dies war der asymmetrischste Vorfall der jüngeren Geschichte,“ kommentiert dazu ein hochrangiger Vertreter der israelischen Nachrichtendienste. „Ein israelischer Soldat wird für fünfeinhalb Jahre in Geiselhaft gehalten und schließlich [2011] gegen 1,027 palästinensische Gefangene eingetauscht.“ Nach Meinung eines weiteren hätte dies das Tunnelkonzept bestätigt: „Die Tunnel funktionieren.“(6) 

Einige Jahre später gab der Hamas-Führer Khaled Mashal das Denken seiner Organisation zu Protokoll: „Angesichts des verschobenen Kräfteverhältnisses zu Gunsten Israels mussten wir kreativ werden und innovative Weg finden. Die Tunnel waren Teil dieser Innovationen. Wie man sagt: Not macht erfinderisch.“(7)

Die Hamas ließ sich dabei von der libanesischen Hisbollah inspirieren und in der unterirdischen Kriegführung anleiten. (8)  Einem hochrangigen IDF-Offizier zufolge ist die Hisbollah „lange vor der Hamas darauf gekommen, ein unterirdisches Terrornetzwerk anzulegen. Sie hat der Hamas die Konstruktion solcher Tunnel beigebracht.“ (9)  Militärische Führungskräfte in Israel glauben zudem, dass die Hamas auch Unterstützung Nordkoreas erhielt, das über eines der ausgeklügeltsten Tunnelnetzwerke direkt unter der demilitarisierten Zone zu Südkorea verfügt.(10) 

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Tunneleinstieg in Gaza. Das Foto wurde von einem IDF-Soldaten in Gaza am 20. Juli 2014 aufgenommen. (IDF/Flickr)

Nach den Kämpfen zwischen Israel und der Hamas in der Operation „Gegossenes Blei“ vom Januar 2009 schickte der amerikanische Konsul von Jerusalem, Jake Walles, ein diplomatisches Memorandum an die amerikanische Außenministerin, das die vom Hamas-Tunnelprojekt drohende Gefahr zum Gegenstand hatte. In diesem Schreiben wurde eine Unterhaltung des Konsuls mit Saji al-Moughani wiedergegeben, einem Einwohner Gazas, der als Aufklärungsoffizier für das amerikanische Außenministerium arbeitet.(11)  Al-Moughani habe berichtet, dass in Gaza kein Baumaterial mehr zur Verfügung stünde, da „ein Großteil des Zements in Gaza benutzt wurde, um Tunnel zu bauen […] [Al-Moughani] sagte, dass die Tunnel beleuchtet und belüftet seien. Die meisten befänden sich mehr als 10 Meter unter der Erde, auf der Seite Gazas und verstärkt gegen israelische Bomben. Viele Tunnel seien hoch genug, dass ein erwachsener Mann in ihnen stehen könne.“(12)

Weitere Enthüllungen

2012 wurden weitere Hinweise auf die massiven Investitionen der Hamas in das Tunnelsystem deutlich. Am 8. November fanden IDF-Soldaten im Rahmen einer Routinepatrouille nahe Nirim einen Tunnel in vier Metern Tiefe, der fünf Meter breit war und unter der Grenze verlief. Die Patrouille überquerte die Grenze zu Gaza, um nach Sprengstoff zu suchen. Als sie dabei waren, den Grenzzaun zu reparieren, explodierte eine Bombe auf der Gaza-Seite. Ein Soldat wurde verletzt, der Jeep 20 Meter durch die Luft geschleudert.(13)

Im November 2012 eskalierte die Hamas ihre Raketenangriffe gegen israelische Wohngebiete, was dazu führte, dass die IDF Angriffe auf den Hamas-Generalstabschef Ahmed Dschabari flog und die achttägige Operation „Wolkensäule“ begann. (14)   Während dieser Operation haben die IDF nach eigenen Angaben 120 Tunnel angegriffen, die für den Schmuggel und die Kriegsführung genutzt worden waren. (15)  Damals lag das Augenmerk von IDF und israelischer Öffentlichkeit jedoch noch mehr auf den Raketenabschussmöglichkeiten der Hamas sowie dem beeindruckendem Erfolg des israelischen Raketenabwehrsystems „Eiserne Kuppel“. Nach dem Ende der Kampfhandlungen realisierte die Hamas, dass es ihr nicht gelungen war, israelische Bevölkerungszentren nachhaltig zu schädigen und entschied sich für die Ausdehnung ihres Systems von Angriffstunneln. (16)

Zwei Monate später – am 14. Januar 2013 – wurde Israel ein weiteres Mal wachgerüttelt, als die IDF einen Tunnel nahe Nir Oz entdeckten, einem Kibbutz nahe der Grenze zu Gaza. Die Untergrundpassage war dieselbe Art Tunnel, durch die 2006 Gilad Shalit entführt worden war.(17)   „Solche Tunnel auf israelischem Territorium zeugen von der deutlichen Absicht der von der Hamas geführten Terrorgruppen in Gaza, israelische Zivilisten und Soldaten anzugreifen“, hieß es in der Stellungnahme der IDF.(18) 

 

„Mit diesen Tunnel weihen wir eine neue Strategie ein, den Feind zu bekämpfen“ Hamas-Führer Ismail Haniyeh am 23. März 2014. (IDF/YouTube)

Am 7. Oktober 2013 entdeckten die IDF einen gigantischen Tunnel in 18 Meter Tiefe und von 1.8 Kilometern Länge. Sein Ausgang fand sich in der Nähe des Kibbuz‘ Ein Hashlosha. An ihm war zwei Jahre lang gebaut worden. 800 Tonnen Beton wurden dafür in 25,000 Betonplatten gegossen.(19)   Ausgestattet war er mit Elektrizität und genug Gebäck, Joghurt und anderen Vorkehrungen, um seine Bewohner mehrere Monate zu versorgen. Israel schätzt, dass die Hamas mindestens 10 Mio. Dollar in dieses Projekt investiert hat. Seine Entdeckung machte deutlich, dass die Hamas ein Tunnelnetz aufgebaut hatte, um Israel in präzedenzlosem Ausmaß zu infiltrieren.


 

Am 7. Oktober 2013 entdeckter Terrortunnel nahe Ein Hashlosha.

Nach der Entdeckung des Tunnels bei Ein Hashlosha sagte der israelische Generalstabschef Generallt. Benny Gantz, dass der nächste Krieg in Israel mit einem Angriff von den Tunneln aus auf eine israelische Grenzstadt oder einen Kindergarten beginnen könnte.(20)   Und Verteidigungsminister Moshe Ya’alon stellte fest, dass die israelischen Verteidigungsbehörden davon ausgingen, „dass Terrorgruppen in Gaza rundum die Uhr dabei seien, Tunnel zu graben, die für Terrorangriffe zum frühestmöglichen Zeitpunkt verwendet werden sollen.“(21) 

Während eines Besuches in Gaza im Oktober 2013 kurz nach Bekanntwerden des Tunnels inspizierte ein palästinensischer Autor der Al-Monitor-Webseite das Gebiet entlang der Tunnelroute und erfuhr aus palästinensischen Militärkreisen, dass die Passage eines der größten Projekte der Hamas in den vergangenen Jahren gewesen sei und Teil einer langfristigen Strategie für Offensivoperationen.(22)

Dem Journalisten wurde ein Dokument gezeigt, das unter den Terrorgruppen von Gaza verteilt worden war und in dem es hieß: „Der Tunnelkrieg ist eine der wichtigsten und gefährlichsten militärischen Taktiken gegenüber der israelischen Armee, da ihm eine qualitative und strategische Dimension zukommt, wegen seiner menschlichen und moralischen Wirkungen und wegen der ernsten Bedrohung und präzedenzlosen Herausforderung, die er für die israelische Militärmaschine bedeutet, die schwer bewaffnet ist und Sicherheitsdoktrinen folgt, in denen es um Schutzmaßnahmen und Prävention geht.“(23)

Das Schreiben führte weiter aus: „Die Tunneltaktik ist so gefährlich, da sie nicht auf die traditionellen Bedingungen und Verfahrensweisen der Konfrontation zurückgreift. [Die Taktik besteht darin], den Feind zu überraschen und ihm einen tödlichen Schlag zu verpassen, der ihm keine Chance zum Überleben, zur Flucht oder zur Gegenwehr gestattet. [Die Taktik] beruht auf der heimlichen Arbeit des Grabens der Tunnel mit simpelster Ausrüstung ohne Lärm zu verursachen, entsprechend gut vorbereiteter geografischer Koordinaten und ohne Anzeichen auf der Oberfläche.“

Das Dokument erklärte, dass den Tunneln eine wesentliche Rolle im Kampf zukommen werde und verwies darauf, wie die amerikanischen Truppen während des Vietnamkrieges nicht in der Lage gewesen seien, der Herausforderung der vom Vietcong genutzten Tunnel  zu begegnen.

 Das Tunnelkonzept wurde von Yahya al-Sinwar, einem Mitglied des inneren Kreises der Hamas und Mitbegründer ihres militärischen Arms, so auf den Punkt gebracht: „Nun sind wir es, die in Israel einmarschieren, nicht mehr die Israelis bei uns.“(24)


„Nun sind wir es, die in Israel einmarschieren, nicht mehr die Israelis bei uns.“
– Hamas-Mitbegründer Yahya al-Sinwar



Warnzeichen

Am 5. März 2014 fing die israelische Marine das Frachtschiff „Klos-C“ ab, welches mit Sicherheit für Gaza bestimmte iranische Waffen geladen hatte.(25)   Die israelische Regierung präsentierte die Waffen der Weltöffentlichkeit, (26)  doch auf dem Schiff fand sich noch eine weitere strategisch wertvolle Ladung: mehr als  2 Mio. Kilogramm iranischen Zements in 100 Frachtcontainern. (27)

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Raketen (oben) und Zement zur Konstruktion der Tunnel (unten). Geliefert vom Iran auf dem Schiff "Klos-C", abgefangen von den IDF am 5. März 2014. (IDF/Flickr)


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Frachtliste der „Klos-C“. Nachweis des Ursprungs im Iran. (Benjamin Netanyahu/Facebook)


Am 18. März 2014 wurde ein weiterer umfassender Tunnel entdeckt. (28)  Er reichte einen Kilometer weit in das israelische Territorium hinein, gefährlich nahe an den Kibbuz‘ Ein Hashlosha. Der Tunnel war durchgehend ausgestattet mit Strom und Kommunikationskabeln. Mitunter zwei Meter hoch und einen Meter breit konnte er von Kämpfern mit Waffen und Ausrüstung problemlos im Laufschritt durchmessen werden. (29)  Angesichts der Größe und Professionalität des Tunnels wurde den IDF klar, dass die Hamas diese Untergrundverbindung für Entführungen und/oder Terroranschläge durch "größere bewaffnete Einheiten" zu nutzen beabsichtigte. Die israelische Armee schlussfolgerte, dass es weitere solcher Tunnel geben müsste.

Infiltrationen

Bereits bei der nächsten Entdeckung eines solchen Tunnels wurde Israel mit aus ihm herausströmenden Hamas-Kämpfern konfrontiert. Am 17. Juli 2014 – neun Tage nach Beginn der Operation „Schutzrand“, die bis zu diesem Zeitpunkt nur von der Luft aus geführt worden war – entdeckten die IDF 13 Palästinenser, die Israel durch einen Tunnel nahe des Kibbuz‘ Sufa infiltriert hatten. (30)  Sie waren schwer bewaffnet mit Sturmgewehren und Raketenwerfern und beabsichtigten ein Massaker zu verüben.(31)   Die IDF verhinderten dies und retteten damit zahllose Israelis. „In diesem Augenblick fiel für uns der Groschen.“ erklärte Generallt. Gantz später.(32) 

Terrorkommando der Hamas infiltriert Israel durch Tunnel nähe Kibbuz Sufa am 17. Juli 2014 (IDF/YouTube)


Am selben Abend begannen die IDF ihre Bodenoperation in Gaza. „Ihr Ziel ist das Tunnelsystem der Hamas, das unter der Grenze zwischen Gaza und Israel verläuft und es Terroristen ermöglicht, Israel zu infiltrieren und die Angriffe auszuführen“, hieß es in einer IDF-Mitteilung. „Dies verlangt intensive Operationen in Gaza von hoher Präzision. Die Hamas-Terroristen agieren aus dem Untergrund und es ist Aufgabe der IDF, ihnen dort zu begegnen.  Die IDF beabsichtigen, die Möglichkeiten der Hamas, Israel anzugreifen, drastisch zu beschneiden.“(33)

Bevor die IDF ihre Bodenoperation beendeten, hatten Hamas-Terroristen Israel noch mindestens vier Mal durch Tunnel infiltriert. Am 19. Juli griffen sie Israel an drei verschiedenen Stellen an. Beim ersten Angriff erschienen acht in IDF-Uniformen gekleidete Hamas-Kämpfer aus einem Tunnel knapp 300 Meter auf israelischem Gebiet. Sie feuerten eine schultergestützte Rakete auf einen IDF-Jeep und töteten zwei israelische Offiziere. Einer der Angreifer wurde getötet, der Rest zog sich durch den Tunnel nach Gaza zurück. (34)  Wenige Stunden später tauchten zwei weitere Hamas-Kämpfer in Israel auf. Entweder kamen sie durch einen Tunnel oder sie hatten den Grenzzaun überwunden. Sie trugen Betäubungsmittel und Handschellen bei sich. Einer wurde erschossen, der andere starb bei der Detonation seines Sprengstoffgürtels. Noch in der gleichen Nacht gelangte eine Hamas-Schütze durch einen weiteren Tunnel nach Israel und feuerte auf die IDF, die ihn erschossen.(35)

Am 21. Juli drangen zwei Hamas-Kommandos durch einen Tunnel in Nordgaza auf israelisches Gebiet vor. Die IDF entdeckten und töteten sie im Schusswechsel.(36) 

 

Hamas-Terroristen, die am 21. Juli 2014 Nähe Sderot nach Israel eindrangen. (IDF/YouTube)


Am 28. Juli infiltrierten Hamas-Kämpfer unentdeckt Israel durch einen Tunnel nahe des Kibbuz‘ Nahal Oz. Sie griffen einen IDF-Posten an und töteten fünf IDF-Soldaten. (37)  Die Hamas veröffentlichte später ein Video von dem Angriff. Vier der fünf Terroristen kehrten nach Gaza zurück, der fünfte starb beim Versuch, eine der israelischen Leichen zu entführen.(38) 

   

Ein auf YouTube veröffentlichtes Hamas-Video zeigt Hamas-Terroristen, die am 28. Juli 2014 Israel nähe Nahal Oz infiltrieren und eine IDF-Stellung angreifen.


Am 1. August – anderthalb Stunden nach der von den USA und der UN vermittelten Feuerpause – tauchten Hamas-Kämpfer aus einem Tunnel bei Rafah auf und ein Selbstmordattentäter jagte sich in der Nähe von IDF-Soldaten in die Luft. Im folgenden Schusswechsel wurde Lt. Hadar Goldin entführt, weshalb es zu einer ausgedehnten IDF-Operation in dem Gebiet kam (Goldin wurde später für tot erklärt). (39)  Die IDF entdeckten, dass derselbe Tunnel auch noch einen weiteren Ausgang ungefähr zwei Kilometer tiefer im Landesinneren hatte.(40) 

Massaker verhindert

Die tödlichen Angiffe der Hamas bei Rafah, Nahal Oz und anderswo führten dazu, dass sich die israelische Regierung weigerte, einen Waffenstillstand zu akzeptieren, der es den IDF nicht gestattet hätte, die Tunnel zu zerstören. Der israelischen Öffentlichkeit durfte nicht zugemutet werden, mit dem Gedanken zu leben, dass Hamas-Kämpfer jederzeit neben ihren Häusern aus dem Boden kriechen könnten. In einem der Tunnel fanden die IDF Motorräder, die es der Hamas gestattet hätten, massive Angriffe tief im israelischen Landesinneren, viele Kilometer von Gaza entfernt zu verüben und mit Geiseln zügig nach Gaza zurückzukehren.(41)

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In einem Hamas-Tunnel gefundene Motorräder, 3. August 2014. Hamas-Terroristen hätten sie genutzt, um tief ins Landesinnere Israels zu gelangen, und schnell mit Geiseln nach Gaza zurückzukehren. (IDF/Flickr)


Einer der mit dem Aufspüren der Tunnel beauftragten IDF-Offiziere erklärte die Bedrohung wie folgt: „Es handelte es sich hierbei um weite Tunnel mit einem internen Kommunikationssystem, die tief unter der Erdoberfläche gegraben und deren Wände mit mehreren Schichten Beton verstärkt worden waren. Man konnte in ihnen ohne Probleme aufrecht gehen. Als wir das realisierten, wurde uns klar, dass es sich nicht mehr nur um eine lokale taktische Gefahr für die IDF-Truppen an der Grenze handelte, sondern das dies Teil von etwas größerem und weit gefährlicherem war. Ganz plötzlich wurde deutlich, dass Angriffe tief im israelischen Territorium geplant waren. War man in einem dieser Tunnel, realisierte man, dass diese nicht nur dazu dienen sollten, einen Soldaten in Grenznähe zu entführen, sondern dass sie es möglich machten, in relativ kurzer Zeit eine beträchtliche Anzahl feindlicher Truppen nach Israel zu schleusen, wo sie uns angegriffen hätten."(42) 

Aus IDF-Kreisen heißt es, dass die Hamas vor dem Krieg nahezu 900 Leute beschäftigte , die rund um die Uhr in zwei bis drei Schichten, Tunnel gruben. Die IDF enteckten 100 Kilometer Tunnel, von denen sich ein Drittel unter israelischem Gebiet befand.(43)

Die IDF setzten folglich ihre Bodenoperation in Gaza so lange fort, bis das Tunnelnetz der Hamas zerstört worden war. Zwischen dem 17. Juli und dem 5. August neutralisierten die IDF 32 Terrortunnel.(44)    Berichten zufolge ließ die Hamas während dieses Zeitraums dutzende von Tunnelarbeitern hinrichten, um zu verhindern, dass sie Israel die Eingänge der Tunnel offenbarten.(45)

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IDF-Soldaten suchen die Terror-Tunnel in Gaza und machen sie unschädlich, 20. Juli 2014(IDF/Flickr)


Unmittelbar nach dem Ende des Konfliktes kündigte die Hamas an, dass sie das Tunnelnetz wieder aufbauen würde. Einer ihrer Sprecher versprach: „Im nächsten Kampf werden unsere Bodentruppen in Nahal Oz Fuß fassen … und in den anderen Siedlungen in der Nähe von Gaza.“(46)


Daniel Rubenstein ist Redakteur und Researcher am Jersulem Center for Public Affairs sowie Berater für strategischen Kommunikation. Twitter unter @paulrubens



Texte:

Hirsh Goodman und Dore Gold
Der Gaza-Krieg von 2014: Einleitung

Hirsh Goodman
Der Gaza-Krieg von 2014 aus israelischer Perspektive: Ein Überblick

Dore Gold
Die Wahrheit über den Gaza-Krieg von 2014

David Benjamin
Israel, Gaza und das Humanitäre Völkerrecht – Maßnahmen zur Begrenzung ziviler Opfer

Alan Baker
Rechtliche Aspekte des Hamas-Krieges gegen Israel: Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das israelische Recht auf Selbstverteidigung

Dore Gold
Die Grenzen der Diplomatie

Daniel P. Rubenstein
Das Tunnelnetzwerk der Hamas: Geplanter Massenmord



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1  Adam Ciralsky, “Did Israel Avert a Hamas Massacre?” Vanity Fair, 21. Oktober 2014, http://www.vanityfair.com/politics/2014/10/gaza-tunnel-plot-israeli-intelligence
2  Felice Friedson, “Israel Shocked by Scope of Hamas Tunnels in Gaza, But Locating Them Still a Challenge,” Media Line-National Post, 12. August  2014, http://news.nationalpost.com/2014/08/08/israel-shocked-by-scope-of-hamas-tunnels-in-gaza-but-locating-them-still-a-challenge/
3  James Bennet, “Arab Soldiers in the Israeli Army Find They Are Always on Guard,” New York Times, 19. Dezember 2001, http://www.nytimes.com/2001/12/19/world/arab-soldiers-in-the-israeli-army-find-they-are-always-on-guard.html
4  “Gaza Blast Kills Israeli Soldier,” BBC News, 28. Juni 2004, http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/3845069.stm
5  Steven Erlanger, “Israelis Warn of Military Response to Gaza Attack,” New York Times, 25. Juni 2006, http://www.nytimes.com/2006/06/25/world/middleeast/26mideastcnd.html
6  “Did Israel Avert a Hamas Massacre?” http://www.vanityfair.com/politics/2014/10/gaza-tunnel-plot-israeli-intelligence
7  Ibid., http://www.vanityfair.com/politics/2014/10/gaza-tunnel-plot-israeli-intelligence
8  Christa Case Bryant, “Why Hamas Is a More Formidable Foe in Gaza This Time,” Christian Science Monitor, 25. Juli 2014, http://www.csmonitor.com/World/Middle-East/2014/0725/Why-Hamas-is-a-more-formidable-foe-in-Gaza-this-time
9  “After Gaza, New Security Challenges on the Northern Front,” IDF Blog, 18. September 2014, http://www.idfblog.com/blog/2014/09/18/gaza-new-security-challenges-northern-front/
10  Con Coughlin, “Hamas and North Korea in Secret Arms Deal,” Telegraph (UK), 26. Juli 2014, http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/palestinianauthority/10992921/Hamas-and-North-Korea-in-secret-arms-deal.html
11  Consul General Jake Walles, “Impressions from Gaza-Based LES,” Wikileaks, 24. Februar 2009, http://www.wikileaks.org/cable/2009/02/09JERUSALEM317.html
12  Ibid., http://www.wikileaks.org/cable/2009/02/09JERUSALEM317.html
13  Ilan Ben Zion, “IDF Ground Forces Briefly Enter Gaza after Finding Tunnel Packed with Explosives,” Times of Israel, 8. November  2012, http://www.timesofisrael.com/idf-ground-forces-enter-gaza-to-find-explosives-planted-along-border/
14  “Video: IDF Pinpoint Strike on Ahmed Jabari, Head of Hamas Military Wing,” Israel Defense Forces, 14. November 2012, http://youtu.be/P6U2ZQ0EhN4
15  “Fact: Over 120 Tunnels, Used Both for Fighting and for Smuggling, Were Targeted in the Operation,” Israel Defense Forces, 21. November  2012, https://twitter.com/IDFSpokesperson/status/271465292222304256
16  Eado Hecht, “Gaza: How Hamas Tunnel Network Grew,” BBC News, 22. Juli 2014,
http://www.bbc.com/news/world-middle-east-28430298
17  Michal Shmulovich, “Large Terror Tunnel from Gaza Discovered near Kibbutz,” Times of Israel, 15. Januar 2013,
http://www.timesofisrael.com/idf-says-large-terror-tunnel-from-gaza-discovered-near-kibbutz/
18  Ibid., http://www.timesofisrael.com/idf-says-large-terror-tunnel-from-gaza-discovered-near-kibbutz/
19  Gili Cohen, “Leak Leads to Discovery of Mega-Tunnel from Gaza to Israel,” Ha’aretz, 13. Oktober 2013, http://www.haaretz.com/misc/article-print-page/.premium-1.552162; “Video: IDF Uncovers Hamas Terror Tunnel near Gaza Border,” Israel Defense Forces, 21. Oktober  2013, http://youtu.be/E4-WlTG20Bo
20  “Gaza ‘Mega Tunnel’ Uncovered near Border Kibbutz,” Israel Hayom, 12. Oktober 2014, http://www.israelhayom.com/site/newsletter_article.php?id=12537; “Video: Lt. Gen. Benny Gantz – The IDF in 2025,” BESA Center-Bar-Ilan University, 4. November  2013, http://youtu.be/vPAEkk5LOXc
21  “Gaza ‘Mega Tunnel’ Uncovered,” http://www.israelhayom.com/site/newsletter_article.php?id=12537
22  Adnan Abu Amer, “Tunnel May Signal Shift In Hamas-Israel Conflict,” Al-Monitor, 22. Oktober 2013, http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2013/10/gaza-tunnel-israel-shift-hamas-war.html
23  Ibid., http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2013/10/gaza-tunnel-israel-shift-hamas-war.html
24  Ibid., http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2013/10/gaza-tunnel-israel-shift-hamas-war.html
25  “Video: IDF Soldiers Board the Klos-C,” Israel Defense Forces, 6. März 2014, https://www.youtube.com/watch?v=Q4RoPWgxXZI
26  Mitch Ginsburg, “Israel Puts Cache from Seized Arms Ship on Show,” Times of Israel, 10. März 2014,
http://www.timesofisrael.com/israel-to-show-off-cache-from-seized-arms-ship/
27  Benjamin Netanyahu, “The Proof that Iran Is Responsible for the Arms Ship,” Facebook, 10. März 2014, https://www.facebook.com/Netanyahu/photos/a.10151989920672076.1073741857.268108602075/10151989920902076/?type=3&theater
28  Joshua Davidovich, “IDF Says It Exposed Massive Gazan ‘Terror Tunnel’,” Times of Israel, 21. März, 2014, http://www.timesofisrael.com/idf-says-it-exposed-massive-gazan-terror-tunnel/
29  Barbara Opall-Rome, “Gaza Tunnel Threat More Severe Than Thought,” Defense News, 11. Oktober  2014, http://www.defensenews.com/article/20141011/DEFREG/310110022/Essay-Gaza-Tunnel-Threat-More-Severe-Than-Thought
30  “Video: Footage of Hamas Terror Attack Being Thwarted,” Israel Defense Forces, 17. Juli 2014, http://youtu.be/SM6WUoel7xk
31  “Video: Tunnel and Weapons Used During Hamas Infiltration into Israel,” Israel Defense Forces, 17. Juli 2014, http://youtu.be/xjkwIMRZI8o
32  Amos Harel and Gili Cohen, “IDF Lacked Training, Equipment to Tackle Tunnels in Gaza War,” Ha’aretz, 17. Oktober  2014,  http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/.premium-1.621216
33  “The IDF’s Mission in Gaza: Destroy Hamas Terror Tunnels,” IDF Blog, 17. Juli 2014, http://www.idfblog.com/blog/2014/07/17/idf-begins-ground-operation-gaza/
34  Anne Barnard and Jodi Ruidoren, “Despite Israeli Push in Gaza, Hamas Fighters Slip Through Tunnels, New York Times, 19. Juli 2014, http://www.nytimes.com/2014/07/20/world/middleeast/gaza-israel.html?_r=0
35  Ibid., http://www.nytimes.com/2014/07/20/world/middleeast/gaza-israel.html?_r=0
36  Yaakov Lappin, “10 Terrorists Killed Attempting to Infiltrate Israel through Tunnel,” Jerusalem Post, 21. Juli 2014, http://www.jpost.com/Operation-Protective-Edge/Hamas-terrorists-caught-killed-attempting-to-infiltrate-Kibbutz-Nir-Am-through-tunnel-364148
37  Yoav Zitun, “Five IDF Soldiers Killed in Terrorists’ Infiltration into Israel,” Ynet News, 29. Juli 2014, http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4551516,00.html
38  “Video: Hamas Footage on the Infiltration via Tunnel to Nahal Oz Village, Israel,” YouTube, 29. Juli 2014, https://www.youtube.com/watch?v=i9NNunTsO1c
39  Heather Saul, “Israeli Soldier ‘Captured in Tunnel Attack’ by Gaza Militants,” Independent (UK), 1. August  2014, http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/israeli-soldier-feared-captured-in-tunnel-attack-by-militants-9642469.html
40  Yaakov Lappin, “IDF Unearths Tunnel that Stretched 2 Kilometers into Israel,” Jerusalem Post, 2. August  2014, http://www.jpost.com/Operation-Protective-Edge/Kidnapped-IDF-soldiers-unit-unearthed-tunnel-that-stretched-2-kilometers-into-Israel-369793
41  “We Found These Motorcycles in a Tunnel inside Israel. Hamas’ Plan? Abduct Israelis & Rush Back to Gaza with Hostages,” IDF Spokesperson, 3. August  2014, https://twitter.com/IDFSpokesperson/status/496001481724530688
41  “IDF Lacked Training, Equipment,” http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/.premium-1.621216
42  Privates Interview mit dem Autor, Februar 2015.
43  “Operation Protective Edge by the Numbers,” Israel Defense Forces, 5. August  2014, http://www.idfblog.com/blog/2014/08/05/operation-protective-edge-numbers/
44  Marissa Newman, “Hamas Said to Have Executed Dozens of Tunnel Diggers,” Times of Israel, 11. August  2014,
http://www.timesofisrael.com/hamas-said-to-have-executed-dozens-of-tunnel-diggers/
45  Tzvi Zucker, Hamas Admits Rebuilding Tunnel Network in Wake of Gaza Conflict,” Tazpit-Ynet News, 20. Oktober  2014,  http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4582032,00.html