2007 – 2008: Ein weiteres Jahr mit Antisemitismus und Antiisraelismus an Universitäten weltweit

2007 – 2008: Ein weiteres Jahr mit Antisemitismus und Antiisraelismus an Universitäten weltweit[1]****

Manfred Gerstenfeld

· Im akademischen Jahr 2007-2008 fanden sich weiterhin antiisraelische und antisemitische Vorfälle in verschiedenen Ländern. Dazu gehörte die Israel Apartheid Woche, ein jährliches Ritual in einer Reihe von Städten mehrerer Kontinente. Dazu gehören die Aufrufe der University and College Union in Großbritannien, israelische Universitäten und Akademiker zu diskriminieren. Und an manchen Universitäten, wie an Standorten der University of California, ist Antiisraelismus endemisch zu nennen.

· Ein Großteil dieses sichtbaren Antisemitismus und Antiisraelismus finden sich in der akademischen Welt Großbritanniens, Kanadas und der Vereinigten Staaten. Diese Probleme gibt es ebenso in vielen anderen Ländern, eine Situation, die durch die begrenzte mediale Aufmerksamkeit verdeckt wird.

· Doch auch effektive Gegenmaßnahmen nehmen zu. So gelangen Fälle islamistischen Rassismus oder Antisemitismus an amerikanischen Campussen inzwischen an die Öffentlichkeit. In Kanada verstärken sich Proteste gegen antiisraelische Aktionen. Es gibt inzwischen europäische und britische Initiativen, die akademische Zusammenarbeit mit Israel zu verstärken. Und von außen finden sich mehr und mehr Einrichtungen, welche auf eine Kultur des Hasses und auf von Vorurteilen belasteten Aktionen einiger Universitätsdozenten aufmerksam machen.

· Die Angriffe gegen Israel und Juden stellen kein isoliertes Phänomen dar. Was mit Juden passiert, ist gewöhnlich ein Hinweis auf das gesellschaftliche Umfeld und eine Vorwarnung auf zukünftige Entwicklungen. Genauso verhält es sich mit akademischem Antiisraelismus. Die akademische Freiheit wird so missbraucht, dass sie in ihrer gegenwärtigen Form einen Teil ihres akademischen und gesellschaftlichen Nutzens bei dem Erwerb von Wissen überlebt hat.

Im akademischen Jahr 2007-2008 fanden sich weiterhin antiisraelische und antisemitische Vorfälle in verschiedenen Ländern. Dazu gehörte die Israel Apartheid Woche, ein jährliches Ritual in einer Reihe von Städten mehrerer Kontinente. Dazu gehören die Aufrufe der University and College Union in Großbritannien, israelische Universitäten und Akademiker zu diskriminieren.

Und an manchen Universitäten, wie an Standorten der University of California, ist Antiisraelismus endemisch zu nennen. An vielen anderen verzeichnete er in den vergangenen Jahren Höhen und Tiefen. Die Situation wird durch den Umstand verdeckt, dass, mit wenigen Ausnahmen, diese Vorfälle nicht viel Raum in der Berichterstattung der Medien einnehmen.

Auf der anderen Seite nehmen jedoch auch effektive Gegenmaßnahmen zu. So gelangen Fälle islamistischen Rassismus oder Antisemitismus an amerikanischen Campussen inzwischen an die Öffentlichkeit. In Kanada verstärken sich Proteste gegen antiisraelische Aktionen. Es gibt inzwischen europäische und britische Initiativen, die akademische Zusammenarbeit mit Israel zu verstärken. Und von außen finden sich mehr und mehr Einrichtungen, welche auf eine Kultur des Hasses und auf von Vorurteilen belasteten Aktionen einiger Universitätsdozenten aufmerksam machen.

Es wäre ein Irrtum anzunehmen, dass Hetzkampagnen durch positive Aufklärungsprogramme über Israel im Wesentlichen entgegengewirkt oder sie ausbalanciert werden können. Aufgrund ihres Extremismus reicht der Schaden dieser Kampagnen tiefer als die oberflächlichen Eindrücke des pro-israelischen Aktivismus. Dies spiegelt sich in der Motivierung des islamistischen und linksextremen Rassismus und Antisemitismus. Dessen Aktivitäten stoßen de facto auf eine Unterstützung durch die Passivität der Universitätsbehörden. Obwohl jene sich explizit gegen antischwarzen und antiislamischen Rassismus aussprechen, sind sie jedoch wesentlich zögerlicher, ähnlich gegen Antisemitismus und seine neue Form des Antiisraelismus zu intervenieren. Es fällt gewöhnlich nicht schwer, diese vorhandenen doppelten Standards zu belegen.

Ein vollständiger Überblick über die zahlreichen antiisraelischen und antisemitischen Aktionen auf Universitätscampussen weltweit ist hier nicht möglich. Das Folgende stellt daher eine Auswahl einiger wichtigen Trends und Ereignisse dar. Die Konzentration liegt hierbei v.a. auf Großbritannien, Kanada und den Vereinigten Staaten, wo sich viele der Probleme häufen.[2] Doch akademischer Antisemitismus und Antiisraelismus beginnt auch in vielen anderen Ländern zu grassieren. Kaum beachtet und wenig beschrieben entsteht so die Illusion, dies sei nicht der Fall.

Die Israel-Apartheid-Woche

Im Februar 2008 fand an 25 Orten in den Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, Südafrika und der Palästinensischen Autonomiebehörde die sogenannte Israel-Apartheid-Woche statt. Seit 2005 haben sich diese Aktivitäten ausgeweitet. Der Februar 2008 markierte das vierjährige Bestehen der Kampagne.

Teil des Programms sind Boykottaufrufe, Desinvestions- und Sanktionsforderungen gegen Israel. Ein Ziel besteht in der Förderung von „Bewusstsein und der Verbreitung von Informationen über den Zionismus, den palästinensischen Befreiungskampf und die Ähnlichkeiten mit dem indigenen Kampf um Souveränität in Nordamerika und der südafrikanischen Anti-Apartheidsbewegung“.[3]

Die Webseite „Israeli Apartheid Week“ verrät nicht, wer sich hinter dem Projekt verbirgt, nur soviel: „Prominente Palästinenser, jüdische Antizionisten und Südafrikaner, die an der Spitze des Kampfes standen.“[4]

Ursprünge an der University of Toronto

Die Ursprünge der Aktionswoche können zur University of Toronto verfolgt werden, wo 2004 propalästinensische Gruppen versuchten, Israel zu delegitimieren. Die erste jährliche Veranstaltung wurde vom Arab Student Collective (ASC) organisiert und fand im Frühjahr 2005 statt. Mit der Zeit schlossen sich andere Organisationen an, wie die Coalition against Israel Apartheid und Solidarity for Palestinian Human Rights.[5]

2008 nahmen in Kanada Gruppen der Universitäten von Toronto und Montreal, Ryerson, Ottawa und McMaster an der Israel-Apartheid-Woche Teil. Dies zog die Aufmerksamkeit der Medien nach sich, z.T. aufgrund der Reaktionen dagegen. Die Organisatoren versuchten, andere Campus-Organisationen wie die United Black Students und Indigenous Environmental Network einzubeziehen, deren Vertreter am ersten Tag sprachen und das Apartheidsthema vorstellten.

Zu den diesjährigen Veranstaltungen in Toronto gehörten Reden notorischer antiisraelischen Aktivisten wie Ward Churchill, ehemals Professor der University of Colorado, welcher dort 2007 für akademisches Fehlverhalten entlassen wurde, sowie Ausstellungen und ein Marsch mit dem Titel „Das Schweigen brechen“, der am israelischen Konsulat begann. Churchill behauptete unter anderem, dass der Massenmord an den Juden kein „fester Bestandteil der Nazipolitik“ gewesen sei. Auch dies ist ein weiteres Beispiel, wie Antisemitismus und Antiisraelismus Hand in Hand gehen.

Churchill hatte bereits 2006 auf der Veranstaltung gesprochen.[6] Frühere Anlässe hatten Leuten wie dem ehemaligen Knessetabgeordneten Azmi Bishara Plattform geboten. Vor kurzer Zeit ist Bishara aus Israel geflohen. Ihm droht bei der Rückkehr eine Verhaftung wegen des Verdachts der Spionage für Hisbollah und des Landesverrats.

Die Woche wird nicht nur von Studentenorganisationen, sondern auch von akademischen Fachbereichen gesponsert. Dieses Jahr ging die Woche an der University of Toronto mit einer eintägigen Konferenz für Studenten zu Ende.[7] Desweiteren gab es Demonstrationen gegen Attrappen israelischer Kontrollpunkte.

Die Universitäten McGill und Carlton haben im kleineren Maße Aktivitäten organisiert. Die dortigen Teilnehmer demonstrierten vor der kanadischen Kette Indigo Books and Music, da zu deren Anteilseignern Unterstützer der Heseg Foundation for Lone [Israeli] Soldiers gehören.[8]

Reaktionen jüdischer Gemeinden

Nachdem sich jüdische Gemeinden jahrelang nur zu zögerlichen Reaktionen hatten bewegen lassen, änderte sich dies 2008. Die Israel Apartheid Woche der University of Toronto zog dieses Jahr mehr Aufmerksamkeit jüdischer Organisationen auf dem Campus, wie B’nai B‘rith und den Friends of Simon Wiesenthal Center for Holocaust Studies, auf sich. Die proisraelischen Gruppen der University of Ottawa führten eine Gegenveranstaltung durch, einschließlich eines Vortrages des israelischen Botschafters in Kanada zum Thema „Israel, einzige Demokratie im Nahen Osten.“ [9]

McMaster University untersagte z.B. die Worte „Israel Apartheid“ wegen der darin zum Ausdruck kommenden Intoleranz. Auf dem Campus kam es darauf hin zu einer Kontroverse über die Frage, ob die Universitätsführung jegliche Verwendung des Begriffs verbot oder nur seine Verwendung auf gedruckten Aushängen. Studentische Proteste fanden sich auch an der Universität Ryerson und der University of Toronto.[10]

Die jüdischen Gemeinden einschließlich der Führer genannter Organisationen informierten die Torontoer Universitätsverwaltung von ihrer Position. Im April schalteten 125 jüdische und nichtjüdische Professoren eine ganzseitige Anzeige in der National Post, bei der sie die Verwaltung aufriefen, zukünftig die Durchführung der Israel Apartheid Woche zu verhindern. Sie stellten fest, dass die Universität Islamophobie und die Diskriminierung andere Minderheiten und von Individuen verbiete, jedoch die Israel Apartheid Woche als unter das Recht auf Redefreiheit fallend gestatte.[11]

Die Friends of Simon Wiesenthal Center for Holocaust Studies schickten ebenfalls einen Brief an den Präsidenten der Universität, in welchem sie ihre Enttäuschung über die Entscheidung der Hochschule, die Angelegenheit als durch die Redefreiheit gedeckt abzutun, zum Ausdruck brachten.[12]

Boykott-Forderungen der University and College Union

Am 28. Mai 2008 verhandelte die britischen UCU drei antiisraelische Anträge auf ihrer jährlichen Konferenz. Sie wurden ungefähr mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedet. Die UCU hat 120 000 Mitglieder, einschließlich der meisten britischen Hochschullehrer und anderen akademischen Angestellten.

Obwohl die UCU-Anträge gegen Israel gewöhnlich als Boykott-Aufrufe bezeichnet werden, gehen sie gegenwärtig inhaltlich nicht ganz so weit. 2007 erhielt die UCU ein Rechtsgutachten demzufolge ihr Boykott Israels illegal wäre. Die Einzelheiten sind unter Verschluss. Die Anträge von 2008 forderten stattdessen, dass britische Hochschullehrer die moralischen Implikationen einer Zusammenarbeit mit Israel erwägen sollten und im Falle einer Zusammenarbeit „die Besatzung“ mit ihren israelischen Kollegen diskutieren sollten.

Vor der diesjährigen UCU-Konferenz veröffentlichte die britisch-jüdische Stop the Boycott Kampagne ein Rechtsgutachten. Darin hieß es u.a., dass die UCU im Falle einer Annahme und Umsetzung der Anträge u.U. gegen den britischen Race Relations Act verstoßen würde.

Auf Einladung der UCU besuchte eine Delegation der PFUUPE (the Palestinian Federation of Unions of University Professors and Employees) im vergangenen akademischen Jahr britische Universitäten und Hochschulen. Jonathan Halevi stellte dazu fest: „Die Diskussion zwischen UCU und PFUUPE konzentrierte sich auf Ebenen der Zusammenarbeit und Unterstützung der palästinensischen Hochschulen, ungeachtet der Tatsache, dass an allen diesen Universitäten palästinensische Terrororganisationen stark vertreten sind.[13]

Verurteilung

Wie auch schon in den vergangenen Jahren war die Resolution der UCU Anlass für einige Verurteilungen. Der britischen Minister für höhere Bildung, Bill Rammell, stellte fest, dass er den Boykott von Akademikern zutiefst verstörend finde.[14] Paul Goldschmidt, früherer Direktor bei der Europäischen Kommission schrieb an José Manuel Barroso, dem jetzigen Präsidenten der Kommission mit Bitte um eine Verurteilung der UCU-Entscheidung.

Der Labor-Abgeordnete John Mann, Vorsitzender der parteiübergreifenden Parlamentariergruppe gegen Antisemitismus, betonte die diskriminierende Praxis des Antrages für britische Juden: „Boykotte helfen in keinster Weise bei der Herstellung von Frieden und Versöhnung im Nahen Osten, sondern sorgen dafür, dass sich jüdische Studenten, Akademiker und ihre Kollegen auf britischen Universitäten isoliert und schikaniert sehen.“[15]

Der israelische Botschafter in Großbritannien, Ron Prosor, veröffentlichte einen Artikel im Daily Telegraph, in welchem er feststellte: „Israel sieht sich einer verschärften Kampagne der Delegitimisierung, Dämonisierung und der Doppelstandards gegenüber. Großbritannien ist zur Brutstätte radikal antiisraelischer Haltungen und eine Oase für unredliche Forderungen nach einer ‚Ein-Staaten-Lösung‘ geworden – ein euphemistischer Name für die Forderung nach der Zerstörung Israels.“[16]

Minister Rammell entgegnete darauf: „Ich glaube nicht, dass es eine weitverbreitete anti-israelische Stimmung an unseren Universitäten gibt. Ich glaube, dass diese Rufe nach einem akademischen Boykott Israels kaum mehr als eine kleine Minderheit an Unterstützern unter Akademikern finden. Die Universitäten spielen eine entscheidende Rolle dabei, diese unbehaglichen und geschmacklosen Ansichten zu konfrontieren, und dort, wo sie existieren, liegt es in der Verantwortung des Personals und der Studenten jene sehr kleine Minderheit, die Extremismus propagiert, zu isolieren.[17]

Rechtsanwalt Anthony Julius, welcher einige Mitglieder der UCU vertritt schrieb einen Brief an ihre Generalsekretärin Sally Hunt, in welchem er darlegte, wieso einer der Anträge, Nummer 25, antisemitisch sei, und dass das Verhalten der UCU in einer Kontinuität stände mit anderen „Episoden in der Geschichte des Antisemitismus.“

Julius erwähnte darüberhinaus die Möglichkeit einer Klage gegen UCU „wegen Bedrohung unter Paragraph 3A(1) des Race Relations Act, auf Grund der Schaffung einer Atmosphäre der Einschüchterung, Feindseligkeit, Degradierung, Demütigung und/oder Beleidigung für jüdische Mitglieder der Gewerkschaft und/oder der Verletzung ihrer Würde.“ Im Anschluss listete er eine Reihe von Punkte auf, die solch ein Verfahren ermöglichen würden.[18]

Jene, welche diese antiisraelischen Anträge vortragen und unterstützen, sind sich durchaus bewusst, dass sie wenig Aussicht haben, jene britischen Akademiker zu beeinflussen, welche mit israelischen Universitäten zusammenarbeiten. Sie werden durchaus von anderen Motiven bewegt. Viele von ihnen sind trotzkistischer Prägung und streben nach öffentlicher Aufmerksamkeit für verschiedene Fragen des palästinensisch-israelischen Konfliktes. Ein weiteres Ziel ist es, Israel zu dämonisieren und sich selbst einen moralischen Anschein zu verleihen.

Abwesend von der Debatte

Zwei Gruppen sind überraschenderweise in der Debatte über den Boykott-Antrag nicht zu finden. Die eine ist die große Mehrheit an UCU-Mitgliedern, welche von ihrer Gewerkschaft nichts anderes wollen, als dass sie sich auf Gehälter und soziale Bedingungen konzentriert, statt auf politische Fragen. Doch diese Mehrheit ist derart still, dass sie dem trotzkistischen Flügel, der UCU-Linken, de facto gestattet hat, die Kontrolle zu übernehmen.

Die andere abwesende Gruppe sind die israelischen Universitäten. Man hätte erwarten sollen, dass jene, welche angegriffen werden, die Ersten wären, welche reagieren würden. Tatsächlich überlassen sie jedoch den Kampf den britischen Juden und ihren Aktivisten, unter ihnen Ronnie Fraser, Gründer sowohl der Academic Friends of Israel als auch von Engage, einer Organisation jüdischer wie nicht-jüdischer Akademiker, welche seit 2005 gegen den Boykott vorgehen.

Bis Ende 2007 standen das International Advisory Board for Academic Freedom und ihre Direktorin Ofir Frenkel an der vordersten Spitze in der Auseinandersetzung mit den akademischen Feinden Israels weltweit. Gegründet von der Bar-Ilan Universität entwickelte es sich zu einer Dachorganisation für alle israelischen Universitäten, musste seine Aktivitäten jedoch wegen mangelnder Förderung wieder einstellen.

Die israelische Regierung zeigte sich Willens, einen Teil der Förderung bereitzustellen mit der Bedingung, dass die Universitäten den Rest stellen würden. Die Hochschulpräsidenten diskutierten diese Angelegenheiten allerdings nicht auf ihren Treffen.[19] Die akademische Landschaft hält es mitunter für das Beste, wenn die Außenwelt sich nicht in ihre Belange mischt. Ihr Scheitern im Umgang mit den gegen sie gerichteten Angriffen beweist jedoch ein weiteres Mal, dass es sich dabei um einen Trugschluss handelt.

Weitere Vorkommnisse

Die Oxford Union ist ein alter und ehrwürdiger studentischer Debattierclub. Ende 2007 schlug seine Leitung vor, das Thema „Die einzige Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt ist die Ein-Staaten-Lösung“ zu diskutieren. Die Debatte wurde schließlich abgesagt, da als Vertreter der pro-israelischen Seite die Union Norman Finkelstein auswählte, ein Akademiker der von der DePaul-Universität entlassen wurde „wegen Mangel an Wissenschaftlichkeit und seiner ad-hominem Angriffe gegen pro-israelische Autoren.“ [20]

Die Oxford Union veranstaltete eine weitere Debatte im November 2007, auf welcher der Holocaust-Leugner David Irving und Nick Griffen, Führer der rechtsradikalen British National Party das Thema der Meinungsfreiheit diskutierten. Irving war 2006 von einem österreichischen Gericht für seine pro-nazistischen Äußerungen verhaftet worden. Die Veranstaltung wurde von heftigen Protesten begleitet.[21]

Israelische Abkommen über akademische Zusammenarbeit

Als der britische Premier Gordon Brown Israel im Juli 2008 besuchte, beschlossen er und der israelische Premier Olmert ein neues akademisches Austauschprogramm zwischen Großbritannien und Israel (BIRAX), welches für den Anfang fünf Jahre laufen und vom British Council verwaltet werden soll.

Julia Smith, stellvertretende Direktorin des British Council, betonte, das Program stünde in keiner Beziehung zum Boykott. Prof. David Newman von der Universität Ben-Gurion, aktiv gegen den Boykott während eines Forschungssemesters in Großbritannien widerspricht. Das Programm „habe sehr viel mit dem Boykott zu tun. Wegen der anhaltenden Boykott-Diskussionen hat die britische Regierung beschlossen, dass die angemessenste Reaktion eine Verstärkung der Beziehungen sei.“[22]

Im selben Monat unterzeichnete der Europäische Kommissar für Bildung, Kultur und Sport eine gemeinsame Erklärung mit dem israelischen Bildungsminister Yuli Tamir zum Anlass der Eröffnung des ersten Tempus-Büros in Israel. Das Tempus-Programm fördert den Austausch von Studenten und Akademikern der EU mit den Nachbarstaaten.[23]

Die Finanzierung von Lehrstühlen an westlichen Universitäten durch Saudi-Arabien und andere arabische Diktaturen ist eine weitere Angelegenheit, welche besondere Beachtung verdienen sollte. Zwei führende britische Universitäten haben Geldspenden des saudischen Prinzen Alwaleed bin Abdul Aziz Alsaud erhalten. Zentren für Islam-Studien werden mit 31 Mio. Dollar Spenden an den Universitäten von Cambridge und Edinburgh eingerichtet. Zuvor hatte der Prinz bereits Harvard und Georgetown ähnliche Geschenke gemacht.[24] Der damalige New Yorker Bürgermeister Rudi Guliani weigerte sich eine 10 Mio. Dollar-Spende anzunehmen, da der Prinz nach dem 11. September angedeutet hatte, dass amerikanische Politik zu dem Verbrechen beigetragen habe.

Jay P. Greene, Chef der Abteilung für Bildungsreform der Universität von Arkansas sagte, dass Golf-Staaten seit 1995 insgesamt 88 Mio. Dollar an 14 amerikanische Universitäten gespendet hätten. Dabei habe seine eigene Universität die größten Summen erhalten.[25] Laut Prof. Anthony Glees, Chef des Center for Intelligence and Security Studies der Brunel Universität, hätten zwischen 1995 und 2008 acht britische Universitäten – unter ihnen Oxford und Cambridge – mehr als 233,5 Mio. britische Pfund von saudischen und anderen islamischen Spendern akzeptiert.[26]

Vereinigte Staaten: Das Ad Hoc Committee to Defend the University

Zu den Inititiativen, welche de facto anti-israelischen Rassisten an Universitäten entgegenkommen, gehört eine Resolution des Ad Hoc Committee to Defend the University. Darin findet sich z.T. ein Angriff auf pro-israelische Gruppen und jene, welche den Antisemitismus an amerikanischen Universitäten konfrontieren.

Im November 2007 beschlossen Professoren der Universitäten Santa Cruz (Kalifornien), Princeton, Harvard und Columbia zusammen eine Erklärung zur akademischen Freiheit. Im August 2008 hatte diese Resolution bereits 650 Unterzeichner, u.a. von Akademikern nahezu aller Ivy League Universitäten. Das Ad Hoc Komitee veröffentlichte seine Erklärung auf seiner Internet-Seite zum Einsehen und Unterzeichnen.[27]

Die Resolution beginnt mit dem Unterstreichen der wesentlichen Rolle akademischer Freiheit. Ohne spezifisch zu werden, diskutiert der Text im Weiteren, wie wichtig es in jüngster Zeit geworden sei, diese Freiheit zu schützen angesichts der Einschränkungen hinsichtlich des Unterrichtsmaterials und der Konsequenzen auf die Festanstellung von Professoren.

Die Sprache der Petition schiebt die Verantwortung für diese Einschränkungen dem Druck von Lobby-Gruppen zu, wobei pro-israelische Aktivitäten hervorgehoben werden. Der Text behauptet auch, dass „heute ein höhere Prozentsatz von Sozialwissenschaftlern das Gefühl [habe], ihre akademische Freiheit sei eingeschränkter als während der McCarthy-Zeit.“[28]

Den Unterstützern dieser Erklärung zufolge habe die „Israel Lobby“ die Kontrolle von Universitäten übernommen, mittels Spenden, der Deklarierung antiisraelischer Positionen als antisemitisch und andere Einflussversuche. In Konsequenz fordert die Resolution, dass Dozenten die Freiheit haben, ohne Angst zu unterrichten, was ihnen angemessen erscheine. Die Unterzeichner betonen desweiteren, dass das Recht, die wissenschaftliche Arbeit zu begutachten, Angelegenheit von Fachkollegen sei.

Organisationen wie Campus Watch haben die unterzeichnenden Dozenten dafür kritisiert. Sie „schotten sich von der Gesellschaft, die sie unterstützt, ab … und sind Elfenbeinturm-Intellektuelle, welche gelegentlich harte Urteile über Vertreter anderer Berufsgruppen fällen, für sich selbst aber Immunität vor Kritik in Anspruch nehmen.“[29]

Der Direktor von Campus Watch Daniel Pipes unterstrich die Heuchelei des Ad Hoc Committee, indem er darauf verwies, dass der anti-israelische Akademiker Noam Chomsky kein Problem damit habe, an amerikanischen Universitäten zu sprechen: „Wenn ich Universitäten besuche, komme ich kaum dazu, überhaupt zu reden.“[30]

Untersuchungen an der University of California-Irvine

Antisemitismus und Antiisraelismus finden sich häufig an einer ganzen Reihe von amerikanischen Universitäten. Ein wichtiges Beispiel ist die University of California-Irvine. Die dortigen Vorfälle wurden in einem Essay von Leila Beckwith festgehalten.[31]

2006 richtete die Hillel Foundation von Orange County eine Task-Force ein, welche antisemitische Vorfälle auf dem UC-Irvine Campus untersuchen sollte und dazu Leute interviewte. Vertreter der Schule, einschließlich des Kanzlers verweigerten jedoch ein Interview mit der Behauptung, das dies der Schulpolitik widerspräche. Die Interviews begannen im Februar 2007, doch bereits im August desselben Jahres zog sich Hillel mit der Begründung, es sei zu umfangreich, aus dem Projekt zurück.[32]

Die Untersuchung wurde daraufhin von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Orange County fortgesetzt. Ihr Bericht erschien im Februar 2008. Dieses Dokument ist von hoher Bedeutung, da darin die strukturellen Probleme antisemitischen und antiisraelischen Hasses an einer amerikanischen Hochschule in ihrer Ganzheit untersucht wurden und nicht nur eine Reihe von Vorfällen. Es bietet ein gutes Modell für ähnliche Untersuchungen an anderen Universitäten, v.a. Columbia und UC-Santa Cruz.

Der Bericht stellt fest, dass „antisemitische Handlungen tatsächlich existent und gut dokumentiert [sind]. Jüdische Studenten wurden bedroht, Hassreden herrschen vor.“ Zudem: „Einige Fakultätsmitglieder haben ihre Veranstaltungen als Forum für eine antiisraelische Agenda benutzt.“[33]

Die Autoren stellen desweiteren fest: „Die Muslim Student Union … verbündet und identifiziert sich mit Terrororganisationen, welche den Vereinigten Staaten feindlich gegenüber stehen.“ Über die Universitätsverwaltung heißt es: „Indem er seine leitende Verantwortung nicht wahr nahm, hat der Kanzler darin versagt, seine moralische Autorität als Erzieher und Leiter auszuüben. Es wurden keine Grenzen eines rationalen und vernünftigen Diskurses für Bezugsgruppen mit verschiedenen Positionen zu emotionalen Themen gezogen und es gibt kein Anzeichen dafür, dass die Universität über diese fehlende Übereinstimmung zwischen den Werten auf dem Campus und den Werten der Gesamtgesellschaft besorgt ist.“[34]

Der Bericht erwähnt auch, dass die jüdische Gemeinde als ganze ebenfalls keine Initiative ergriffen habe. Schließlich deutet er auch noch an, dass jüdischen Studenten UC-Irvine nicht mehr besuchen sollten.

Auf Anfrage der Zionist Organization of America hat auch das Büro für Bürgerrechte des amerikanischen Bildungsministeriums begonnen, antisemitische Vorfälle an UC-Irvine zu untersuchen. Nach einigen anfänglichen Recherchen stellte das Büro die Untersuchung jedoch wieder ein mit der technischen Begründung, dass es nicht rechtzeitig informiert gewesen wäre. Die Task-Force der jüdischen Gemeinde schlussfolgerte jedoch, dass es Beweise gäbe, dass all jene 26 Vorfälle, welche das Büro hätte untersuchen sollen, tatsächlich stattgefunden hätten und noch einige mehr.

Das Übermaß an antiisraelischen Veranstaltungen

Im akademischen Jahr 2007/2008 fanden zahlreiche antiisraelische Veranstaltungen auf dem Campus UC-Irvine statt. Im Februar 2008 wurde die Israelische Apartheidswoche gehalten. Dabei kam es zu einer Vorlesung Imam Mohammad Al-Asis mit dem Titel „Von Auschwitz nach Gaza: Die Politik des Völkermordes“[35] Dabei verkündete er, dass Israel ein Apartheidsstaat sei sowie: „Israel steht vor dem Untergang … deine Tage sind gezählt. Wir werden gegen dich kämpfen, bis wir entweder Märtyrer oder Sieger sind.“[36]

Al-Asi besuchte im Mai 2008 UC-Irvine erneut, um an einer einwöchigen Gedenkveranstaltung über die Nakhba, also der katastrophalen arabischen Niederlage im Krieg gegen Israel 1948 teilzunehmen. Zu weiteren Sprechern gehörten Norman Finkelstein und der Imam Amir Abdel Malek Ali, welcher palästinensische Mütter pries, die ihre Kinder als Selbstmordattentäter entsandt hatten.[37]

Als hingegen Daniel Pipes im Januar 2007 ander UC-Irvine über die existenzielle Bedrohung Israels sprach, wurde er von propalästinensischen Studenten unterbrochen, welche aus dem Saal verwiesen wurden. Sie setzten ihren Protest draußen fort, und sagte dabei Dinge wie: „Es ist nur eine Frage der Zeit bis Israel von der Erde getilgt sein wird … wir machen weiter, unsere Waffe, unser Dschihad, unsere Art zu kämpfen. Möge Allah Stärke geben.“ [38] Pipes äußerte später im Interview auf Hannity and Colmes (Fox News), dass die Universität sich nicht um diese Art Störungen sorge.

Zwanzig Studenten und Ehemalige der UC-Irving äußerten ihre Unzufriedenheit mit dem Umgang und der Darstellung der Ereignisse auf dem Campus in einem Brief an den Kanzler des Universität Michael V. Drake. „Wir sind zutiefst verstört über den Antisemitismus der UCI, welcher sich häufig in falschen und hasserfüllten Angriffen auf Israel ausdrückt. Wir glauben nicht, dass Kanzler Drake in seiner Reaktion auf den Antisemitismus seiner Verantwortung als Erzieher und Universitätsleiter nachgekommen ist.“[39] Drake hatte zwar Hassreden, nicht jedoch Antisemitismus und Antiisraelismus verurteilt, obwohl auf dem Campus weit verbreitet.

Hillels Einladung an Drake

Verschiedene Studenten schrieben auch an den Präsidenten von Hillel International, Wayne Firestone und beschwerten sich, dass Kanzler Drake als Gastredner zum Nationalen Gipfel von Hillel für eine Sitzung mit dem Titel „Mehr Zivilgesellschaft schaffen“ eingeladen wurde. Fireston antwortete darauf hin, dass es besser sei, mit solchen Leuten zusammen zu arbeiten, als sie fortzuschicken.

Im Hinblick auf die Einladung Drakes sagte Morton Klein, Präsident der Zionist Organization of America: „Indem man ihm ein Podium zum Sprechen gibt, verdeutlicht man ihm und anderen nur, dass wir hinreichend zufrieden sind mit seinen Maßnahmen gegen Antisemitismus und Antiisraelismus auf dem Campus, obwohl er doch tatsächlich nichts unternommen hat, um die jüdischen Studenten auf dem Campus zu beruhigen.“[40]

Isi Leibler, ehemaliger Vizepräsident des World Jewish Congress, kritisierte die Äußerungen Firestones, dass es keinen Zusammenhang zwischen antiisraelischen Aktivitäten und Antisemitismus gäbe: „Es ist mit Sicherheit bestürzend, dass ein Hillel-Präsident Ansichten vertritt, die inzwischen sogar von der Europäischen Union sowie der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa verworfen wurden, ganz zu schweigen von der amerikanischen Regierung.“[41]

Columbia University

Auch die Universität Columbia hatte eine Reihe von antiisraelischen Vorfällen in den vergangenen Jahren. Auch hier ist der Fakt, dass sich nur ein Teil der Dozenten sich dem Problem annimmt, kein Trost.

Auf einer vom David S. Wyman Institut für Holocaust Studies organisierten Konferenz berichtete Prof. Stephen H. Norwood wie der damalige Columbia-Präsident Murray Butler versuchte, freundschaftliche Beziehungen zu deutschen Universitäten während der 30-er Jahre aufzubauen. „Butler war moralisch indifferent gegenüber den Verbrechen der Nazis in jenen wichtigen frühen Jahren der Naziherrschaft.“ Professoren, die sich dagegen wandten, wurden entlassen. Norwood, welcher seinen Doktortitel in Geschichte an der Columbia erwarb und heute an der University of Oklahoma unterrichtet, sagte gegenüber der Jerusalem Post: „Sechzig Jahre nach dem Holocaust hat Columbia immer noch nicht zugegeben, dass sie damals etwas Unrechtes tat, selbst heute, wo wir wissen, wohin das Versäumnis, den Nazismus zu konfrontieren, führte. Es ist ihnen nicht wichtig genug, nach hinten zu schauen und zu sagen, dass Ungerechtigkeiten geschahen.“[42]

In den vergangenen Jahren wurde das Middle East and Asian Languages and Cultures Department von Columbia beschuldigt pro-israelische Studenten einzuschüchtern. Dutzende Fälle wurden von David’s Project in dem Dokumentarfilm „Columbia Unbecoming“ bloßgestellt.[43] Es blieb der Universität danach nichts anderes übrig, als mittels eines akademischen Komitees eine Untersuchung durchzuführen, welche allerdings mehr vernebelte, als klarstellte.[44]

Columbia geriet wieder negativ in die Schlagzeilen als sie im September 2007 den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad einlud auf ihrem World Leaders Forum zu sprechen. Die Idee, ihn einzuladen, war im Vorjahr aufgekommen. Bei seinem Vortrag konfrontierte Columbia-Präsident Lee C. Bollinger Ahmadinejad, ebenso taten dies andere. Dennoch verlieh diese Veranstaltung Ahmadinejad Legitimität. Im Januar 2008 behauptete die iranische Nachrichtenagentur Mehr, dass eine Reihe von Columbia-Professoren vorhätte, in den Iran zu reisen, um sich bei Ahmadinejad für das Verhalten Bollingers zu entschuldigen. Dies wurde von Columbia dementiert und tauchte bis heute nicht mehr auf.[45]

Im April 2008 gab es eine Fakultätsdiskussion der Columbia School of International and Public Affairs zu dem Thema „60 Jahre Nakba: Die Katastrophe in Palästina 1948-2008.“ Hauptredner war Joseph Massad, wichtigster Vertreter jener Akademiker, gegen welche nach der Premiere von „Columbia Unbecoming“ eine Untersuchung wegen Einschüchterung pro-israelischer Studenten eingeleitet wurde. Massad wurde in den Fällen, welche keinen anderen Schluss zuließen, des Fehlverhaltens schuldig befunden, ohne dass jedoch irgendwelche Maßnahmen gegen ihn eingeleitet wurden.

Ein Autor des Frontpage Magazine fasste das diesjährige Panel mit den Worten zusammen: „Haupthema war die ‚Umbenennungsstrategie‘, mit welcher die Zerstörung Israels dem Westen schmackhafter gemacht werden sollte. Zweites Thema war, den einzigen demokratischen Staat im Nahen Osten, als brutalen, undemokratischen, „jüdischen Rassistenstaat“ wie es Massad ausdrückte, darzustellen.[46]

James R. Russel, Professor für Armenienstudien in Harvard schrieb dazu:

Ist dies die Universität Columbia? Ein Professor in Anthropologie fordert eine Million Mogadischus, ein Professor in Arabisch und Islamwissenschaft sagt einer jungen Frau, sie sei nicht semitisch, weil ihre Augen grün seien und ein Professor in Persisch begrüßt die Zerstörung des World Trade Centers als die Kastration eines Doppelphallus. Der jüngste Neuzugang zu dieser schändlichen Galerie von Festangestellten ist eine Anthropologin, deren wesentliche These ihres Werkes die Behauptung ist, Archäologie in Israel sei so was wie Augenwischerei, um Unachtsame davon zu überzeugen, dass hier in der Antike Juden gelebt hätten.[47]

Der letzte Satz bezieht sich auf das Buch Facts on the Ground von Nadia Abu El-Haj. Laut Russell zufolge passe es, „gut in jenes postmodern-akademische Genre, in welchem Fakten und Beweise dem ‚Diskurs‘ untergeordnet und von ihm vermittelt sind.“ Er folgerte, dass der Kampf gegen Ideologie in Columbia vermutlich verloren sei.[48]

Um die einseitig proarabische Lehre an Columbia auszugleichen, wurde ein neues Institut für Israel- und Jüdische Studien eröffnet. Allerdings hatte der zum Direktor ernannte Professor Yinon Cohen, zuvor eine Erklärung in Unterstützung von israelischen Militärdienstverweigerern während der Zweiten Intifada verabschiedet und kann daher kaum als jemand bezeichnet werden, welcher die israelische Perspektive vertritt.[49] Es scheint an vielen Universitäten die Regel zu sein, Leute als Vertreter Israels einzustellen, deren Meinung in der israelischen Gesellschaft allenfalls randständig sind. Einige von ihnen sind sogar recht offenkundige jüdische Antisemiten.[50]

Andere Universitäten

Obwohl UC-Irvine und Columbia zu den wesentlichen Universitäten gehören, an welchen Antiisraelismus ein strukturelles Problem ist, haben sich viele Vorfälle auch an anderen Universitäten abgespielt. Dazu gehörten antisemitische Graffiti, Vandalismus, persönliche Angriffe, wie an den Universitäten von North Dakota,[51] Rutgers[52] und UC-Santa Cruz,[53] einer weiteren Einrichtung mit strukturellem Antiisraelismus.

Die Missstände aufdecken

Die verschiedenen ideologischen Missbräuche an amerikanischen Universitäten haben zu einer Reihe von Gegenmaßnahmen geführt. „Im Oktober 2007 veranstalteten mehr als hundert Universitäten Islamo-Fascism Awareness Wochen, um die Universitätsbesucher über die Gefahren des Islamismus zu informieren. Im April 2008 konzentrierte sich eine weitere dieser Wochen auf das Netzwerk der Muslimbruderschaft in Amerika.“ Für den Oktober 2008 ist eine weitere Kampagne unter dem Titel „Stoppt den Dschihad auf dem Campus.“[54]

Die starke Politisierung der Middle East Studies Association (MESA) hat dazu geführt, dass eine Reihe von Wissenschaftlern eine alternative Organisation geschaffen haben, die Association for the Study of the Middle East and Africa (ASMEA). Ihren Vorsitz führt der bekannte Historiker Bernard Lewis. Der ebenfalls anerkannte Fouad Ajami ist Vizepräsident des akademischen Rates. Gegenwärtig gehören ihr bereits 500 Mitglieder aus über 40 Ländern an. Das erste Treffen wurde im April 2008 abgehalten.[55]

Italien

In Italien erschien für einige Monate des Jahres 2007 und Anfang 2008 eine Liste im Internet mit 162 italienischen Hochschullehrern jüdischer Herkunft. Als sich die jüdische Gemeinde Roms beim Innenminister darüber beklagte, nahm der Internetanbieter die Seite aus dem Netz.

Prof. Roberto della Rocca, Historiker der Dritten Universität Roms hatte bereits im September 2007 den Anbieter gebeten, die Seite aus dem Netz zu nehmen, da er sie als persönliche Bedrohung sehe. Der italienischen Innenminister Giuliano Amato sagte in dem Zusammenhang, dass die Internetseite sowohl italienische Kultur als auch Gesetze missachte. Das Innenministerium ordnete eine Untersuchung an.[56]

Das weniger Sichtbare

Es gibt darüber hinaus weit weniger sichtbare Faktoren, welche langsam die Lehratmosphäre auf dem Campus pervertieren. Dazu gehört die selektive Auswahl an Büchern für Bibliotheken oder eine einseitige Auswahl der Seminarlektüre. Diese Phänomene spielen sich geradezu im Untergrund ab und werden kaum beobachtet.

Ein weiteres Problem sind sich selbst hassende israelische Akademiker, von denen einige offene Unterstützer Israels größter von Vernichtungswünschen beseelter Feinde sind. Andere, weniger extreme, beschuldigen Israel auf die verschiedenste Art und Weise, während sie gleichzeitig, den Kontext, in dem Israel handeln muss, oder die mörderische Haltungen in der palästinensischen Gesellschaft verschweigen.

Ein Beispiel dieses israelischen Selbsthasses wurde von dem ehemaligen israelischen Minister Amnon Rubinstein zitiert. Gastprofessor in Columbia zu dem Zeitpunkt, als Ahmadinejad dort sprach, beobachtete er: „In dem Saal saß eine israelische Studentin, welche Ahmadinejad applaudierte. Ich fragte [einen anderen israelischen Studenten]: ‚Wie kann sie jemandem applaudieren, der sie vernichten möchte.‘ Seine nüchterne Antwort: ‚Sie ist als Linke bekannt.‘“

Rubinstein schlussfolgerte:

Mit anderen Worten „Linke“ beklatschen einen Tyrannen, einen Nazi, einen Verfolger von Minderheiten, Unterdrücker von Frauen, Steiniger von „Ehebrechern“ und Henker von Homosexuellen. Wenn er gegen die Unterdrückung der Palästinenser ist, so muss er ganz deutlich ein „Linker“ sein und sollte bejubelt werden. Ich traf später auf weitere israelische Akademiker in Columbia, welche noch mehr Öl ins Feuer des Hasses gegen Israel kippten – alle gehörten zu sogenannten radikalen Linken.[57]

Organisatorische Anforderungen

Die erwähnten Beispiele antisemitischer und antiisraelischen Aktivitäten an Universitäten sind nicht vollständig. Gegenwärtig gibt es keine systematische wie globale Erfassung aller dieser Vorkommnisse. Doch es gibt Gründe, weshalb dies nötig wäre. Die Israel Apartheid Woche hat demonstriert, wie die Entwicklungen auf einem Campus sich auf andere ausweiten könnten, sowohl im gleichen Land wie auch international. Nur eine internationale Kontrollinstitution könnte diese Entwicklungen beobachten.

Einzelne Studenten und jüdische Organisationen in den verschiedenen Ländern bedürfen einer sie unterstützenden Organisation, welche Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit universitärem Antisemitismus hat. Da die akademische Welt gewöhnlich eine Welt für sich darstellt, haben große jüdische Organisationen, welche nicht auf Universitäten vertreten sind, große Schwierigkeit zu verstehen, wie sie sich gegenüber solchen Entwicklungen zu verhalten haben. Dämonisierungen Israels durch Professoren in Seminarräumen werden zudem kaum festgehalten.

Obwohl einige Aspekte dieser Probleme in einigen Ländern kompetent von verschiedenen jüdischen Organisationen abgedeckt werden, besteht doch ein Mangel an einer globalen Perspektive. Man bedarf einer Körperschaft, um das Wissen über antisemitische und antiisraelische Ereignisse und die Reaktionen der Menschen zu sammeln. Nur mit diesem Wissen kann aktiv und engagiert dagegen vorgegangen werden – mit anderen Worten, Initiative ist nötig.

Schlussfolgerungen

Es wäre ein Fehler diese Angriffe gegen Juden und Israel als isolierte Phänomene zu betrachten. Was gegen Juden gerichtet ist, verweist meist auf strukturelle Elemente des gesellschaftlichen Umfelds, in welchem dies stattfindet und deutet zukünftige Entwicklungen an. Dies ist auch im universitären Milieu der Fall. Die akademische Freiheit wird so missbraucht, dass sie in ihrer gegenwärtigen Form einen Teil ihres akademischen und gesellschaftlichen Nutzens bei dem Erwerb von Wissen überlebt hat.

Wenn es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, so hat ihn Columbias Einladung für Ahmadinejad geliefert. Angesichts seiner Aufrufe zum Völkermord wäre als Angeklagter vor einem internationale Gericht die angemessenere Plattform für ihn gewesen zu sprechen. Ähnlich zeigen die vielen antiisraelischen Kampagnen an Universitäten, dass das Prinzip akademischer Freiheit in seiner gegenwärtigen Form z.T. obsolet geworden ist.

Die Verteidiger dessen, was heute als akademische Freiheit bezeichnet wird, sollten in erster Linie als elitäre Interessensgruppen gesehen werden, welche erworbene Privilegien zu schützen suchen. Eine machtvolle Stellung in der Gesellschaft und gute Beziehungen ermöglichen Universitäten die gegenwärtige vorgebliche akademische Freiheit als moralischen Wert zu präsentieren, während es tatsächlich Ausdruck eines extremen Korporatismus ist. Die Erklärung des Ad Hoc Committee to Defend the University ist ein hervorstechendes Beispiel für diesen Irrweg.

Ein wichtiges Beispiel wie eine Untersuchung Licht in ein aufgewühltes, ungenügend verstandenes Gebiet bringen kann ist die britische parteiübergreifende Parlamentsanfrage zum Thema Antisemitismus.[58] Es widmete sich zum guten Teil auch dem Antisemitismus an Universitäten.

Ein ähnliches Bedürfnis besteht nach umfassenden externen Untersuchungen der akademischen Welt, besonders ihrer Offenheit für die Unterrichtung von Vorurteilen. Dazu gehören Elemente der politischen Korrektheit, Verbreitung von Ideologie, Verzerrung von Wissen und Schutz von jenen, die Hass verbreiten oder Wissen fälschen, sowie anderes Versagen der Universitätsleitungen.


[1] Der Autor dankt Emily Bernstein, welche als wissenschaftliche Hilfskraft im JCPA Teil des Projektes war.

[2] Für einen Überblick siehe: Manfred Gerstenfeld (ed.), Academics against Israel and the Jews (Jerusalem: Jerusalem Center for Public Affairs, 2007).

[3] “About IAW,” Israel Apartheid Week, 9. März 2008.

[4] Israel Apartheid Week, 9. März 2008.

[5] Avi Weinryb, “The University of Toronto-The Institution where Israel Apartheid Week Was Born,” i.E. Jewish Political Studies Review, Fall 2008.

[6] Abe Selig, “Canadian Professors Slam ‘Israel Apartheid Week,’” Jerusalem Post, 2. April 2008.

[7] “Toronto,” Israel Apartheid Week, 9. März 2008.

[8] “Schedules,” Israel Apartheid Week, 9. März 2008

[9] S. Sheri, “Jewish Groups Work to Counter Israeli Apartheid Week,” Canadian Jewish News, 9. März 2008.

[10] Alexander Nino Gheciu, “Ontario Students Protest Ban,” Excalibur, 27. Februar 2008, 4. März 2008.

[11] Selig, “Canadian Professors.”

[12] Avi Benlolo, “Israel Apartheid Week at U of T,” 5. Februar 2008, Friends of Simon Wiesenthal Center for Holocaust Studies, Toronto.

[13] Jonathan D. Halevi, “UCU’s Dubious Moral Standards,” Middle East Strategic Information (MESI), 8. Juni 2008.

[14] “Minister Wants No Israeli Boycott,” The Press Association, gesehen am 1.Juni 2008. http://ukpress.google.com/article/ALeqM5jYw_10AmXikO0Fy9h6EXz9Irvw9w.

[15] Jonny Paul, “Ex-EU Official Condemns UK Academic Boycott Call,” Jerusalem Post, 1. Juni 2008.

[16] Ron Prosor, “Britain Is a Hotbed of Anti-Israeli Sentiment,” The Telegraph, 10. Juni 2008.

[17] Anthea Lipsett, “Rammell Defends British Universities from Charges of Extremism,” Education Guardian, 11. Juni 2008.

[18] Anthony Julius, “Letter to UCU from Anthony Julius on UCU Boycott Motion,” in SPME Latest Academic News, 3. Juni 2008.

[19] Privates Interview, Ofir Frenkel.

[20] Alan M. Dershowitz, “The Oxford Union’s Destructive ‘Debate,’” FrontPage Magazine, 15. Januar 2008.

[21] Reuters, “Protesters Disrupt Oxford Debate with Holocaust Denier,” Haaretz, 28. November 2007.

[22] Ehud Zion Waldoks, “PM, Brown Launch New Academic Exchange Program,” Jerusalem Post, 20. Juli 2008.

[23] Ehud Zion Waldoks, “Israel Boycott a ‘Lose-Lose’ Situation,” Jerusalem Post, 16. Juli 2008.

[24] Aisha Labi, “2 British Universities to Benefit from Saudi Prince’s Gifts,” Chronicle of Higher Education, 9. Mai 2008.

[25] Jamie Glazov, “Why Arabian Gulf Countries Donate to US Universities,” FrontPage Magazine, 9. Juni 2008.

[26] Anthea Lipsett, “Concerns over Funding of Islamic Studies,” Education Guardian, 17. April 2008.

[27] Joan Scott, Edmund Burke, Jeremy Adelman, Steven Caton, Jonathan Cole, and Organizing Committee, “Our Petition,” Ad Hoc Committee to Defend the University.

[28] Ibid.

[29] Ben Harris, “Anti-Israel Academics Say Their Speech Is Stifled,” JTA, 25 October 2007.

[30] Ibid.

[31] Leila Beckwith, “Anti-Zionism/Anti-Semitism at the University of California-Irvine,” in Gerstenfeld, Academics, 115-21.

[32] Joseph Serna, “Jewish Org. Nixes UCI Probe,” Daily Pilot, 7. Oktober 2007.

[33] Task Force on Anti-Semitism at the University of California Irvine, Bericht und Anhang (Huntington Beach, CA: Orange County Independent Task Force, 2008), 26.

[34] Ibid., 27

[35]Aaron Elias, “Al-Asi on Israel: Yes, He Really Said That,” New University, 9. März 2008.

[36] Michal Landau, “Fight UC Irvine Campus Anti-Semitism,” Jerusalem Post, 3. April 2008.

[37] The Editors, “The ‘Nakba’ at UC-Irvine,” FrontPage Magazine, 20 May 2008.

[38] Brad A. Greenberg, “Report Says UCI Is a Hostile Place for Jewish Students,” Jewish Journal, 22. Februar 2008.

[39] UC-Irvine Students, Letter to Chancellor Drake, Students Concerned about Anti-Semitism on Campus, UC-Irvine.

[40] Ben Harris, “Debating How to Respond on Campus,” JTA, 18. März 2008.

[41] Isi Leibler, “Candidly Speaking: Hillel Goes Post-Modern,” Jerusalem Post, 31. März 2008.

[42] Etgar Lefkowitz, “Columbia Skips NYC Event on University’s Nazi Ties in ’30s,” Jerusalem Post, 3. April 2008.

[43] Für ein Transkript von Columbia Unbecoming, siehe: www.columbiaunbecoming.com/script.htm.

[44] Noah Liben, “The Columbia University Report on Its Middle Eastern Department’s Problems: A Paradigm for Obscuring Structural Flaws,” in Gerstenfeld, Academics, 95-102.

[45] Peter Kiefer, “Report: Columbia Professors to Apologize to Ahmadinejad,” New York Sun, 9. Januar 2008.

[46] Mary Madigan, “Columbia’s Catastrophic ‘Nakba’ Conference,” FrontPage Magazine, 9. Mai 2008.

[47] James R. Russell, “Ideology over Integrity in Academe,” The Current, Fall 2007.

[48] Ibid.

[49] Jared Irmas, “New Columbia Israel Director Denounced ‘Occupation,’” New York Sun, 28 Februar 2008.

[50] Asaf Romirowsky, “In Academia, Hiring Token Jews,” Washington Times, 4. August 2008.

[51] Ben Harris, “Ignoring Anti-Semitism in N. Dakota?” JTA, 29. April 2008.

[52] Ben-Zion Jaffe, “Big Jew on Campus: Anti-Semitism Goes to College,” Jerusalem Post blog, 16. April 2008. http://cgis.jpost.com/Blogs/jaffe/entry/anti_semitism_goes_to_college.

[53] J. M. Brown, “UCSC Police Investigating Anti-Semitic Graffiti,” Santa Cruz Sentinel, 30. April 2008.

[54] David Horowitz and Reut Cohen, “Islamo-Fascism Week III: ‘Stop the Jihad on Campus,’” FrontPage Magazine, 5 August 2008.

[55] Richard Byrne, “First Meeting for New Group on Middle East and African Studies Places Islamic Extremism at Center of Its Agenda,” Chronicle of Higher Education, 28. April 2008. Siehe auch, Cinnamon Stilwell, “Truth about Islam in Academia,” FrontPage Magazine, 7. Juli 2008.

[56] “Lista dei prof ebrei La Procura apre un’indagine,” La Repubblica, 9. Februar 2008. [Italian]

[57] Amnon Rubinstein, “Homemade Israel-Bashers,” Jerusalem Post, 28 February 2008.

[58] “Report on the All-Party Parliamentary Inquiry into Antisemitism,” Stationery Office Ltd., London, 2006.