„Jerusalem – Hauptstadt der Juden“: Die jüdische Identität Jerusalems in griechischen und römischen Quellen

„Jerusalem – Hauptstadt der Juden“[1] : Die jüdische Identität Jerusalems in griechischen und römischen Quellen
 
Rivkah Fishman-Duker
 
 
Diese Studie widmet sich der Untersuchung der Darstellung der jüdischen Identität Jerusalems in den Schriften römischer und griechischer Autoren der klassischen Antike (3. Jh.v.Chr. bis ins 3 Jh.n.Chr.).
 
Ein näherer Blick in die Quellen verdeutlicht, dass alle Autoren zu dem übereinstimmenden Ergebnis kommen, dass Jerusalem jüdisch und von Juden bewohnt war, dass der Tempel sich in Jerusalem befand sowie das Zentrum jüdischer Religion darstellte. Diese Texte sind über ihre akademische wie kulturelle Relevanz hinaus bedeutsam. Der amerikanische Chef-Unterhändler des Gipfels in Camp David 2000, Dennis Ross, wies in seiner Darstellung der Verhandlungen die Schuld an seinem Scheitern dem damaligen Palästinenserführer Yassir Arafat zu, welcher nicht nur „alte Mythologien“ wiederbelebt hatte, sondern auch neue dazu erfand, nämlich dass „der Tempel nicht in Jerusalem [stand], sondern in Nablus.“[2]
 
Man mag solche himmelschreienden Behauptungen zu gezielten Fabrikationen Arafats erklären, die  ihm dazu diente, seine politische Agenda voranzutreiben. Doch diese und ähnliche Lügen sind Teil islamischer Bemühungen, Israels Anspruch auf Jerusalem zu leugnen, und damit ein wesentliches Element des jüdischen Glaubens und der historischen Wahrheit anzugreifen.[3] Die Verweise auf Jerusalem in diesen klassischen Texten der Antike bezeugen nicht nur die historische Bindung des jüdischen Volkes an Jerusalem, sondern tragen auch zu unserem Wissen über das Judentum der Antike bei. Gleichzeitig muss festgestellt werden, dass diese Berichte, ganz besonders die negativen über jüdische Geschichte, Gesellschaft und Religion, spätere christliche und westliche Ansichten über die Juden prägten.[4]
 
Quellen
 
Eine wesentliche Quelle für die meisten griechischen Ansichten ist die Abhandlung Gegen Apion (ungefähr 96 n.Chr.) des jüdischen Historiker Josephus.[5] Apion war ein griechischer Grammatiker und Intellektueller in Alexandria, welcher sich im 1. Jh. gegen die Rechte der jüdischen Bevölkerung stark gemacht hatte und als notorischer Verleumder der Juden galt. In Gegen Apion zitiert Josephus ausführlich aus den Werken zahlreicher griechischer Autoren vom 3. Jh.v.Chr. bis zum 1. Jh.n.Chr.
 
Obwohl einige Quellen dem Judentum neutral oder gar positiv gegenüber eingestellt sind, porträtieren viele Berichte die Juden wie die jüdische Religion negativ und bieten reichlich Falschheiten und Verleumdungen, welche von Josephus in seiner Verteidigung des Judentums akribisch und erfolgreich widerlegt werden.[6]
 
Auszüge nicht mehr vorhandener griechischer und lateinischer Werke finden sich in heidnischen Anthologien, den Schriften der Kirchenväter wie Origines und Eusebius von Caesarea, sowie in späteren byzantinischen Texten. Unabhängig davon bieten die Schriften wichtiger antiker Autoren wie die Ciceros oder des römischen Historikers Tacitus Informationen über die Juden.[7]
 
Allgemeiner historischer Kontext
 
Die Griechen waren wahrscheinlich die Ersten, welche systematisch Sitten, Lebensformen und die Gesellschaft jener Völker festhielten, denen sie auf ihren Reisen begegneten oder von denen sie hörten. Die Juden waren nur eines von vielen Völkern, auf die die Griechen trafen und die sie beschrieben.[8] Der „Vater der Geschichte“ Herodot, welcher das damals persisch beherrschte Ägypten im Jahr 450 besuchte, schrieb ausführlich über die Ägypter und erwähnte dabei die „Syrer aus Palästina“, welche beschnitten waren und bei denen man davon ausgeht, dass damit die Juden gemeint waren.[9] Es ist sogar wahrscheinlich, dass es Herodot war, welcher den Namen „Palästina“ für das antike Land Israel prägte, da er den Nachkommen der Philister in den Küstenstädten Gaza, Ashdod und Ashkelon begegnete. Die Juden lebten in der Binnenregion von Jerusalem und der benachbarten Hügel, genannt Judäa.[10]
 
In den Jahrzehnten und Jahrhunderten nach den Eroberungen Alexanders des Großen (330 v.Chr. – 320 v.Chr.) besiedelten und kolonisierten griechische Bürger den Nahen Osten, gründeten Städte wie Alexandria und verbreiteten ihre Lebensart und Sitten im Prozess der Hellenisierung. Die so beherrschten Völker reagierten auf diese Herausforderung mit Assimilation, Adaption und Widerstand.[11]
 
Im späten 4. Jh.v.Chr. werden Juden in einigen Texten noch wohlwollend als Philosophen dargestellt.[12] Seit dem 3. Jh.v.Chr. finden sich jedoch im ptolemäischen Ägypten, welches eine rapide Hellenisierung erlebte, weniger vorteilhafte Beschreibungen der Juden. Zu den antijüdischen Anschuldigungen gehörte eine Alternative des biblischen Exodus-Berichts.[13] In einer dieser Anti-Exodus-Erzählungen des ägyptischen Priesters Manetho (Mitte d. 3. Jh.v.Chr.) werden die Juden als Ausländer dargestellt, Abkömmlingen von Schafhirten, welche Ägypten übernommen und sich mit anderen zusammengeschlossen hatten, von Krankheiten befallen waren und jene Tiere töteten, welche von den Ägyptern als Götter verehrt wurden[14], weshalb man sie aus dem Land vertrieb, so dass sie unter ihrem Führer Moses eine eigene Gemeinschaft gründeten mit einer Lebensart, welche sie von dem Rest der Menschheit unterschied. Kurz, die Juden galten als xenophob und respektlos gegenüber den Göttern anderer Nationen, sowie als Anhänger einer fremden Lebensweise.[15]
 
Manche Autoren erinnern an markante jüdische Sitten wie die Abwesenheit einer Abbildung Gottes, die männliche Beschneidung, die Speisegesetze, sowie die Einhaltung eines wöchentlichen Ruhetages, des Sabbat. Im Jahr 167 v.Chr. befahl der griechische Seleukidenkönig Antiochus IV. den Juden, ein Standbild des Zeus in ihren Tempel zu stellen und Schweine als Opfer zu schlachten und er verbot die Beschneidung und die Einhaltung des Sabbats, um die erwähnten Eigenheiten jüdischer Religion zu eliminieren.
 
Von der Mitte bis zum Ende des 1. Jh. v.Chr. begannen die Römer einen Großteil der Welt westlich des Euphrat mit seinen großen griechischen wie jüdischen Bevölkerungen zu dominieren. Die Römer übernahmen viele der griechischen Anschuldigungen gegen die Juden, zu denen sie noch Ungehorsam gegen die jüdische Herrschaft fügten. Die griechischen Vorwürfe waren so nachhaltig, dass der römische Historiker Tacitus sogar noch mehrere Jahrzehnte nach der brutalen Niederschlagung des jüdischen Aufstands und die Zerstörung von Tempel und Jerusalem (66-70 n.Chr.) die Juden immer noch für eine Gefahr für das Römische Reich hielt und sich wie folgt äußerte: „Unheilig ist dort alles, was bei uns heilig ist, erlaubt wiederum ist bei ihnen, was für uns unzüchtig ist.“[16]
 
Die meisten Verweise auf Jerusalem bei griechischen und römischen Autoren müssen in diesem Kontext gesehen werden. Die Stadt wird auf verschiedene Art und Weise erwähnt: Erstens ist Jerusalem der Höhepunkt der größtenteils abschätzigen Gründungsgeschichten Judäas und des jüdischen Volkes, welche mit der Vertreibung aus Ägypten beginnen. Zweitens wird Jerusalem mit der Existenz des jüdischen Tempels, dem Tempelkult und den Praktiken in Beziehung gebracht, von Griechen wie Römern mit Faszination wahrgenommen, auch wenn sie es als abstoßend und beleidigend empfunden haben mögen. Drittens – abhängig vom Zeitpunkt der Verfassung – erwähnen einige Autoren historische Ereignisse, v.a. die Invasionen Jerusalems durch die Griechen (Antiochus IV, 167 v.Chr.) oder Römer (Pompeius der Große, 63 v.Chr.; Titus, 70 n.Chr.). Viertens findet Jerusalem in geografischen wie ethnografischen Arbeiten Erwähnung. Und schließlich erscheint in einigen römischen Quellen der Begriff „Solyma“ (Jerusalem) als Teil eines Schimpfwortes. Einige Autoren kombinieren die hier genannten Verwendungsmuster.
 
Nichtjüdische Gründungsmythen Jerusalems
 
Griechen und Römer erkundeten ihre eigenen Ursprünge sowie die der Völker, Länder und Städte, die sie eroberten und beherrschten. Sie versuchten ihren Lesern zu erklären, wie, wann und warum Orte, Kultstätten, Sitten und Gebräuche entstanden. Das früheste griechische Material über die Gründung Jerusalems taucht in Zusammenhang mit den bereits erwähnten Anti-Exodus-Mythen auf.
 
Manetho zufolge dominierte, nachdem der Pharao die gotteslästerlichen Juden vertrieben hatte, ein Stamm von Schafhirten-Königen, genannt „Hyksos“, das Land. Zu ihnen gesellten sich andere von Lepra und anderen Krankheiten Befallene. „Sie wanderten durch die Wüste … und bauten in dem Land, welches nun Judäa genannt wird, eine Stadt, groß genug, um all die Tausende von Menschen zu beherbergen und gaben ihr den Namen Jerusalem.“ Josephus zitiert die Geschichte Manethos zwar dahingehend falsch, als dass jener Moses den Bau des Tempels zuschreibe, erwähnt aber, dass Manetho Moses als einen gebürtigen Ägypter bezeichnet.[17]
 
Hekataios von Abdera (ca. 300 v.Chr.) führt die Vertreibung der Juden auf die Pest zurück, für die die Ägypter Ausländer – nicht allein Juden – verantwortlich machten und welche bei den Einheimischen zu einer Vernachlässigung religiöser Praktiken führte. Er und andere Autoren bezeichnen Moses als den Gründer Jerusalems, Erbauer des Tempels und Architekten der jüdischen Religion. In diesem Punkte unterscheiden sie sich wesentlich von den Darstellung in der Hebräischen Bibel, welche König David als Eroberer und Erbauer der Stadt sowie seinen Sohn König Salomon als Erbauer des Tempels angeben (2. Samuel 5:6-12; 1. 1.Chronik 11:4-9; 1. Könige 6:1-38; 7:15-51; 2. Chronik 2:1-5:2).Für einen Griechen musste der erste Führer eines Volkes, Eroberer des Landes und Schöpfer von Gesetz und sozialer Normen als Gründer der wichtigsten Stadt und Kultstätte gelten. Interessanterweise gilt sowohl in griechischen wie auch römischen Quellen der „Gesetzesgeber“ Moses als Gründer des Judentums.[18]
 
Der Zusammenhang zwischen der Vertreibung aus Ägypten und dem Bau Jerusalems findet sich in späteren Quellen, welche eine negativere Haltung gegenüber den Juden einnehmen. Dieser Wandel vollzog sich nach der Eroberung Jerusalems und der Entweihung des Tempels durch Antiochus IV. und seine Niederlage gegen die Juden. So greift der Geschichtsschreiber Diodor (1. Jh.v.Chr.) den Anti-Exodus-Bericht Manethos wieder auf. So wurden die Juden aus Ägypten vertrieben, weil sie gotteslästerlich lebten und von den Göttern verabscheut wurden.[19] Ähnliches findet sich in dem von Josephus zitierten Lysimachus (vermutlich 1. Jh. v. Chr), dessen Werk wie das Apions antijüdische Vorurteile aufweist. Die leprakranken Juden seien aus den ägyptischen Tempeln vertrieben worden. Ein gewisser Moses lehrte sie, niemandem gegenüber Wohlwollen zu zeigen, und Tempel wie Altäre der Götter zu schänden. Schließlich seien sie in ein Land, das nun Judäa genannt werde, gekommen, wo sie eine Stadt namens Hierosyla (Zerstörerin der Heiligtümer) gegründet hätten, die sie später in Hierosolyma umgenannt hätten, um der schändliche Beschuldigung zu entgehen.[20]
 
Im Jahr 110, mehrere Jahrzehnte nach der Niederlage der Juden gegen die Römer im Jahr 70, schrieb der römische Historiker Tacitus einen kurzen Exkurs über die Juden im Kontext seiner Darstellung der Flavischen Dynastie. Tacitus erklärt, dass Jerusalem die Hauptstadt der Juden sei. Der Ursprung der Juden läge entweder in Kreta, in Äthiopien oder Assyrien. Im Anschluss folgt eine Version der griechischen Anti-Exodus-Geschichte – Moses und seine Verbündeten eroberten ein Land, vertrieben die Einwohner, gründeten eine Stadt und einen Tempel. Tacitus verurteilt scharf die xenophoben Gesetze des Moses.[21]
 
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass in all den Quellen Jerusalem als Hauptstadt der Juden gilt, die unter unheilvollen Umständen aus Ägypten vertrieben wurden. Die Juden waren entweder unterdrückende Ausländer oder Träger von Pest und Lepra oder beides. Ihr Führer Moses richtete sie mit Hilfe fremdartiger Gesetze gegen die Menschheit, gründete Jerusalem und baute einen Tempel. Im frühen 2.Jahrhundert, als Tacitus seine Geschichte schrieb, war diese Darstellung der Gründung Jerusalems zum Standardnarrativ griechischer und römischer Autoren geworden.
 
Die Zentralität des Tempels
 
Der jüdische Tempel war als Bauwerk berühmt, auch wenn er nicht zu den sieben Weltwundern der Antike zählte. Griechischen und römischen Quellen zufolge befand er sich mit Sicherheit in Jerusalem. Während die bereits erwähnten Berichte Moses zum Gründer des Tempels machen, verweisen drei relativ obskure Quellen des 2. Jh.v.Chr. dabei auf König Salomon und seine Beziehung zu König Hiram von Tyros, welcher ihm beim Bau half.[22]
 
Einige zitierte Stellen aus Gegen Apion beinhaltenneben dem Anti-Exodus-Narrativ Beschreibungen des Inneren und Äußeren des Tempels sowie einiger Rituale – so z.B. bei Hekataios.[23] In seinem Bericht über die Belagerung Jerusalems beschreibt Tacitus den Tempel als Zitadelle mit eigenen Mauern und großartiger Verteidigungsanlage sowie einer eigenen Quelle.[24]
 
Zusätzlich zu der äußeren Beschreibung erwähnen die Autoren die religiösen Aspekte des Tempels, welche sich radikal vom heidnischen Kult der Griechen und Römer unterschied. Hekataios erwähnt Priester sowie ihre Pflichten im Tempel und beschreibt Lobpreis und Opfer.[25] Auch der römische Historiker des ersten Jahrhunderts Livius bemerkt, dass die Juden die Gottheit des Tempels nicht benennen würden, sowie, dass es kein Standbild gäbe, da die Juden glauben würden, ihr Gott sei ohne Abbild.
 
Ähnlich berichtet Tacitus, dass es keine Statuen gegeben und der geheime Schrein nichts enthalten hätte, sowie dass nur Juden sich der Tür hätten nähern und nur Priester die Schwelle hätten überschreiten dürfen.[26] Auch Cassius Dio (ca. 200 n.Chr.) erwähnt, dass die Juden in ganz Jerusalem kein Standbild der Gottheit gehabt hätten und dass der Tempel sehr groß und schön gewesen sei.[27]
 
Hekataios, Livius und Cassius Dio erklären die Abwesenheit eines Abbilds als Teil des jüdischen Andersseins. Eine ganze Reihe griechischer Autoren interpretieren diesen Umstand nicht nur als ungewöhnlich, sondern auch als barbarisch sowie als Zeichen des jüdischen Menschenhasses. Für sie ist es unvorstellbar, dass ein heiliger Schrein leer gewesen sein könnte. Daher bieten einige Autoren ihre Versionen, was sich tatsächlich im Tempel befunden hätte. Diodor behauptet, Inhalt des Allerheiligsten der Juden sei lächerlich wie widerwärtig gewesen – die Statue eines Esels mit Reiter, ein niedriges Lasttier, dessen Reiter – Moses – den Juden ihre fremdenfeindlichen Gesetze gegeben hätte. Antiochus habe bei seiner Entweihung des Tempels eine Sau geschlachtet – ein Tier, welches allen Juden verboten sei.[28]
 
Apion bietet böswillige und verleumderische Beschreibungen des Allerheiligsten. Um seinen antijüdischen Argumenten größere Autorität zu verleihen, verweist er dabei auf den berühmten griechischen Philosophen und Ethnographen Poseidonius (135-51 v.Chr.) und den Rhetoriker Apollonius Molon (1. Jh. v.Chr.).[29] Apion berichtet, dass Antiochus, als er das Allerheiligste betrat, dort einen Griechen eingesperrt vorfand, auf einer Liege neben einem Tisch mit auserwählten Speisen. Dieser Grieche begrüßte Antiochus als seinen Retter, denn, so Apion, die Juden entführten jährlich einen Griechen, brächten ihn ins Heiligtum, mästeten ihn mit köstlichsten Speisen, opferten ihn, äßen sein Fleisch und schwuren danach den Griechen Feindschaft.[30]
 
Diese Verleumdungen bilden die Grundlage für den Versuch Apions, die Juden in Alexandria ihrer Bürgerrechte zu berauben. Der Tempel wurde so zum hervorstechenden Bestandteil des heidnischen Antijudaismus. Zusätzlich wurde der Umstand, dass Juden jährlich Gelder dem Tempel stifteten, zum Stein des Anstoßes. Cicero beschreibt die Sammlung großer Mengen an Gold und bezeichnet das Judentum als „barbarischen Aberglauben.“[31] Auch Tacitus fügt zu seiner Kritik des Judentums die finanzielle Dimension hinzu und klagt, dass sich auch andere Völker den Juden anschlössen, ihre angestammten Religionen widerriefen, Tribut nach Jerusalem schickten und so den Reichtum der Juden mehrten.[32]
 
Die Beschreibungen des Tempels sind Teil der antiken Berichte über Jerusalem und das Judentum. Sie reichen vom Faktentreuen zum Verleumderischen und Bizarren. Für die Griechen und Römer war Jerusalem berühmt für seinen Tempel, Brennpunkt „xenophober“, fremdartiger und möglicherweise bedrohlicher Riten, dessen Spenden viel Gold in die Stadt brachten. Gerade letzteres war ursächlich für ein gewisses Maß an Neid unter Nichtjuden.
 
Historische Ereignisse
 
Jerusalem und der Tempel erscheinen in den Darstellungen als Schauplatz wichtiger historischer Ereignisse, in erster Linie der Eroberung durch griechische Monarchen und römische Generäle. Die Bedeutung der Eroberung Jerusalems durch Antiochus IV. und die Entweihung des Tempels wurden bereits unterstrichen. Antiochus erscheint in positivem Licht in den Schriften Diodors und Apions. Ebenso präsentiert ihn Tacitus wohlwollend als Prototyp eines Führers, welcher versucht hätte, den Juden „ihren Aberglauben zu nehmen und griechische Sitten zu geben.“[33]
 
Bemerkenswert ist, dass bei einer früheren Eroberung Jerusalems durch den griechisch-ägyptischen König Ptolemaios Agatharchides von Knidos (2. Jh. v.Chr.) bereits bemerkte, dass „Volk der Juden, das eine der am besten befestigten Städte bewohnte, von den Einheimischen Jerusalem genannt“, habe seine Stadt verloren, weil es nicht bereit gewesen sei, am Sabbat zu kämpfen. Josephus zitiert diesen Auszug in Gegen Apion als eine der ersten heidnischen Kritiken des jüdischen Sabbats, den Agatharchides als „Torheit“, „Träumerei“ und „traditionelle Einbildungen über das Gesetz“ bezeichnet.[34] Ähnlich führt Cassius Dio die Eroberung des Tempels durch den römischen General Pompeius im Jahr 63 v.Chr. auf den Umstand zurück, dass die Juden in „abergläubischer Ehrfurcht“ die Stadt am „Tag des Saturn“ (Sabbat/Samstag) nicht verteidigten.[35] Der Biograf Plutarch (Mitte 1. bis frühes 2. Jh.) vermerkt die Belagerung Jerusalems durch Antiochus VII. 133-132 v.Chr. während des Laubhüttenfestes. Antiochus VII. bot, Plutarch zufolge, den Juden Opfertiere, sowie einen siebentägigen Waffenstillstand an, nach welchem sie sich unterwarfen.[36]
 
Jerusalem dient auch als historischer Ort für Lobreden auf römische Feldherren und Glorifizierung der Siege und Geschichte Roms. So taucht die Eroberung Jerusalems und des Tempels durch Pompeius in verschiedenen römischen Quellen auf. Livius benennt Pompeius fälschlicherweise als den ersten, dem beides gelang.[37] Andere Autoren konzentrieren sich auf den Umstand, dass Pompeius den Tempel weder zerstörte, noch Geld oder Gefäße aus ihm entfernte.[38] Bei Tacitus und Cassius Dio sind Jerusalem und seine Zerstörung Teil der Geschichte des Römischen Reiches, im Fall von Tacitus ist Letzteres eine der Leistungen der Flavischen Dynastie.[39] Diese Historiker gehen von der kulturellen Überlegenheit Roms und seiner politischen Hegemonie in der Welt aus, so dass die Eroberung und Unterwerfung Jerusalems dieses Weltbild unterstützen musste.
 
Cassius Dios unentbehrlicher Bericht über den jüdischen Aufstand gegen Kaiser Hadrian (132-135) beschreibt folgendes Resultat der Revolte: „In Jerusalem gründete er [Hadrian] eine Stadt an der Stelle derer, die dem Erdboden gleichgemacht worden war, und nannte sie Aelia Capitolina, und anstelle des Tempels des Gottes errichtete er einen neuen Tempel des Zeus [Jupiter].“[40]
 
Obwohl sich diese Quelle auf den Verlauf des Aufstands gegen Hadrian konzentriert, werden doch die Gründung einer heidnischen Stadt auf den Ruinen Jerusalems sowie eines heidnischen Tempels auf dem Tempelberg als historische Fakten präsentiert und nicht einfach als Hintergrund für die Ansichten des Autors über die jüdische Religion oder sein Lob eines bestimmten Kaisers. Jerusalem, der Tempel und die Juden werden in einem wichtigen römischen Geschichtswerk mehr als ein Jahrhundert nach der Zerstörung der Stadt und seines Allerheiligsten in einen Zusammenhang gebracht.
 
Beschreibung der Stadt
 
Griechen wie Römer besaßen ein leidenschaftliches Interesse an ihrer eigenen Umgebung, fernen Ländern, Naturphänomenen und Sehenswürdigkeiten – eine davon war Jerusalem. Manchen Beschreibungen Jerusalems gehen Details über den Tempel und das Judentum voraus, andere tauchen im Kontext historischer Ereignisse auf – wie bei der Belagerung durch Titus. Ganz allgemein erscheint Jerusalem als stark befestigte Stadt mit Tempel, die schwer einzunehmen war. Einige Autoren halten fest, dass sie über Wasserquellen verfügte, und wieder einige erwähnen die Abmessungen des Gebietes. Trotz des antiken Hangs, Zahlenangaben zu übertreiben, scheint deutlich, dass Jerusalem relativ groß und bevölkerungsreich war.
 
Hekataios, der in Gegen Apion zitiert wird, beschreibt Jerusalem als die einzige befestigte Stadt der Juden, mit ungefähr 120 000 Einwohnern. Im Zentrum habe sich ein großes von einer Steinmauer umgebenes Areal mit einem Doppeltor befunden.[41] Agatharchides bezeichnet Jerusalem als „die am stärksten befestigte Stadt“[42], der obskure griechische Autor Timochares (2. Jh.v.Chr.) beschreibt, dass sie von allen Seiten von Abhängen umgeben war.[43] Ähnlich erwähnt der römische Universalgelehrte Plinius der Ältere in seiner Naturalis Historia, dass Jerusalem die wichtigste Festung in Judäa gewesen, sowie dass die Oase Engeda (Ein Gedi) in ihrer Fruchtbarkeit an zweiter Stelle nach Jerusalem gekommen sei.[44]
 
Sowohl Tacitus als auch Cassius Dio bieten Details über Jerusalem im Zusammenhang mit der römischen Eroberung der Stadt. Bevor er zur Beschreibung des Aufstands übergeht, befasst sich Tacitus mit den Verteidigungsanlagen zur Zeit der Belagerung durch Titus:
 
[v]on den äußersten Befestigungswerken war die Stadt, von weiteren die Königsburg, der Tempel von den innersten umschlossen. [Z]wei gewaltig in die Höhe ragende Hügel waren von Mauern umschlossen … der äußerste Rand des Felsens fiel steil ab und die Türme erhoben sich, wo der Berg mithalf, sechzig Fuß, in den Senkungen 120 Fuß hoch: ein erstaunlicher Anblick … Im Innern umgaben weitere Mauern die Königsburg; von bemerkenswerter Höhe war die Burg Antonia … Es gab unterirdische in die Berge gehauene Aushöhlungen, Wasserbecken und Zisternen für das Auffangen von Regenwasser.[45]
 
Cassius Dio erwähnt, dass zu Zeiten der Belagerung einige Römer die Stadt für uneinnehmbar hielten und zur anderen Seite überliefen. Die Stärke lag in den drei Mauern, einschließlich jener rund um den Tempel, zudem hätten die Juden Tunnel gegraben, durch die sie die Römer angriffen.[46] Sowohl Tacitus als auch Cassius Dio betonen die Befestigungsanlagen der Stadt, um so die großen Leistungen der Römer bei der Eroberung und Zerstörung der Stadt zu zeigen.
 
Der Begriff „Solyma
 
Nach dem Jahre 70 begannen einige römische Autoren den Begriff „Solyma“ (Jerusalem) abwertend zu gebrauchen. Nach der Zerstörung Jerusalems scheint „Solyma“ eine negative Bedeutung angenommen zu haben, welche für persönliche Beleidigungen und Anschuldigungen verwendet wurde, unabhängig von seiner Etymologie. Im späten ersten Jahrhundert benutzen sowohl Valerius Flaccus wie auch Martial den Begriff, um nicht-jüdische Rivalen und Gegner zu beleidigen.[47]Solyma“ taucht auch in den Satiren des Juvenal auf (60-130), der einige Spitzen gegen das Judentum verfasste, das er für abergläubischen Unsinn und zerstörerisch für die römische Gesellschaft und das Familienleben hielt.[48]
 
 
Zusammenfassung
 
Für antike griechische und römische Autoren war Jerusalem eine jüdische Stadt, gegründet in antiker Vorzeit von Juden, vermutlich Moses, welcher ein aus Ägypten ausgestoßenes Volk geführt und Theologie, Gesetze wie Sitten begründet hatte, die gegenüber dem Großteil der Menschheit feindlich waren. Jerusalem war Sitz des Tempels – heiligster Ort und religiöses Zentrum der Juden, wo sich ihre Feindseligkeit gegen andere noch verschärfte. Jerusalem war eine stark befestigte und fruchtbare Stadt, die an verschiedenen Gelegenheiten von Griechen und Römern angegriffen wurde. Obwohl sie wegen der natürlichen Bedingungen und der Befestigungen schwer einzunehmen war, eroberten sie die Römer und zerstörten später sowohl Stadt als auch Tempel.
 
Das Judentum galt als xenophober Aberglaube, notwendig feindselig gegen die heidnischen Götter und die griechische wie römische Lebensart. Der Begriff „Solyma“ wurde von verschiedenen römischen Autoren gelegentlich als Synonym gebraucht für alles was jüdisch war und verabscheut wurde. Doch für Griechen wie Römer war Jerusalem die „Hauptstadt der Juden.“
 
Rivkah Fishman-Duker ist Dozentin für jüdische Geschichte an der Rothberg International School der Hebrew University Jerusalem und an der Israel School of Tourism. Sie unterrichtet Kurse über die Zweite-Tempel-Periode und die talmudische (römisch-byzantinische) Zeit und hat verschiedene Artikel über die byzantinische Historiografie der Juden und zahlreiche wissenschaftliche Buchrezensionen zur antiken jüdischen und byzantinischen Geschichte veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung ist eine gekürzte Fassung des im Jewish Political Studies Review 20:3-4 (Fall 2008) erschienenen Originalartikels. 
 
Für Isaac Jacob Meyers (1979-2008) In Memoriam Perpetuam.
 


[1] Tacitus, Historiae V, 8:1, in Menahem Stern, Greek  and Latin Authors on Jews and Judaism (Jerusalem: Israel Academy of Sciences and Humanities, Vol. II, No. 281,1980), 21,28. Im Lateinischen: "Hierosolyma genti caput." Der Begriff "gens" bezieht sich auf die Einwohner Judäas, die Juden, welche im ersten Teil des Satzes benannt werden. Alle Quellen dieses Artikels entstammen der Anthologie von Menahem Stern. V, 8:1, in Menahem Stern, Greek  and Latin Authors on Jews and Judaism (Jerusalem: Israel Academy of Sciences and Humanities, Vol. II, No. 281,1980), 21,28.
[2] Dennis Ross, The Missing Peace: The Inside Story of the Fight for Middle East PeaceEs ist bezeichnend, dass die heidnische Stadt Nablus (die arabische Aussprache des griechischen “Neapolis”) vom römischen Kaiser Vespasian einige Jahre nach dem Sieg über die Juden und der Zerstörung des Tempels und Jerusalems im Jahr 70 gegründet wurde. Für eine Zusammenfassung des von der Palästinensischen Autonomiebehörde offiziell unterstützten und geförderten Umschreibens und Fälschens der antiken Geschichte Jerusalems und der Region, zur Negierung der jüdischen Vergangenheit und der jüdischen Ansprüche, siehe Itamar Marcus & Barbara Crook, "Anti-Semitism among Palestinian Authority Academics," Post-Holocaust and Anti-Semitism 69, 1. Juni 2008. (New York:  Farrar, Straus and Giroux, 2004), 694, 699.
[3] Für eine Analyse der vehementen Versuche, eine prä-islamische jüdische Vergangenheit in der Geschichte Jerusalems zu negieren, sowie zahlreiche Gegennarrative, siehe Yitzhak Reiter, From Jerusalem to Mecca and Back: The Muslim Rallying Around Jerusalem (Jerusalem: Jerusalem Institute for Israel Studies, 2005). [Hebräisch] Für eine englische Zusammenfassung siehe: Nadav Shragai, "In the Beginning was Al-Aqsa," Ha-Aretz, 27. November 2005. Für die muslimische Argumentation für Pläne einer Teilung Jerusalems siehe Nadav Shragai, "Jerusalem: The Danger of Division," 1-6 (Hebrew) http://www.jcpa.org/ . Für eine islamische Inanspruchnahme der jüdisch-biblischen Vergangenheit siehe Jacob Lassner, "The Origins of Muslim Attitudes toward the Jews and Judaism," Judaism, 39, 4 (Fall, 1990), 494-507. Lassner zufolge resultiert die "islamische Reaktion auf die Juden und das Judentum aus dem intensive Wettstreit die zentrale Bühne zu besetzen, die in beiden Religionen heilig ist. Die Geschichte der Juden wurde vom Islam für den Koran, seine Kommentare und andere islamische Texten angeeignet." 497-98. Die Geschichte Jerusalem scheint in die gleiche Kategorie zu fallen.
[4] Martin Goodman betont den intensive Antijudaismus der Flavischen Dynastie (69-96), welche ihr Prestige dem entscheidenden und brutalen Sieg über die Juden verdankte. Zudem erließen die Flavier nach der Zerstörung Jerusalems antijüdische Maßnahmen um zu zeigen, dass nicht nur die Eroberung Judäas gefeiert wurde, sondern der Sieg über das Judentum. Goodman meint, dass diese kaiserliche Politik eine Ursache des christlichen Antijudaismus gewesen sei. Rome and Jerusalem: The Clash of Ancient Civilizations, (London: Penguin Books, 2007), 453 ff., 582 ff. Ähnlich bezieht René S. Bloch die negative Haltung des Tacitus auf den antijüdischen Diskurs der Flavischen Zeit und ihren Einfluss auf die westlichen Ansichten über die Juden wie das Judentum. Antike Vorstellungen vom Judentum: Der Judenexkurs des Tacitus im Rahmen der griechisch-römischen Ethnographie (Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2002), 221-223. Für griechische und römische Ansichten über die Juden und das Judentum siehe E. Gabba, "The Growth of anti-Judaism or the Greek Attitude towards Jews," in W.D. Davies und L. Finkelstein (Hrsg.), The Cambridge History of Judaism, Vol. II: The Hellenistic Age (Cambridge: Cambridge University Press, 1989), 614-656; Louis H. Feldman, Jew and Gentile in the Ancient World (Princeton, N.J.: Princeton University Press, 1993), v.a. 123-176; Peter Schaefer, Judeophobia: Attitudes toward the Jews in the Ancient World (Cambridge, Mass., Harvard University Press, 1997). Für die Ursprünge des Antisemitismus in Ägypten im dritten vorchristlichen Jahrhundert und den Hintergrund des ersten Pogroms gegen die Juden, welches im Jahr 38 von der griechischen Mehrheit in Alexandria verübt wurde, siehe Manfred Gerstenfeld, Interview with P.W. van der Horst, "The Egyptian Beginning of Anti-Semitism’s Long History," Post Holocaust and Anti-Semitism, 62, 1. November 2007.
[5] Josephus, The Life; Against Apion, translated by H. St. John Thackery (Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 1966).  Für eine Zusammenfassung von Geschichte, Bedeutung und Inhalt von Contra Apionem siehe E. Schuerer, The History of the Jewish People in the Age of Jesus Christ, revised by Geza Vermes and Fergus Millar (Edinburgh: T. & T. Clark, 1973), I, 54-60. Die jüngste und gründlichste Studie von Contra Apionem ist: Louis H. Feldman & John R. Levison (Hrsg.), Josephus’ Contra Apionem: Studies in Its Character and Context (Leiden:  Brill, 1996).
[6] Josephus, Against Apion, II: 151-296.
[7] Schuerer, I, 20-43, 63-68.
[8] Arnaldo Dante Momigliano, "The Hellenistic Discovery of Judaism," in: Alien Wisdom: The Limits of Hellenization (Cambridge: Cambridge University Press, 1975), 74-96. Momigliano stellt fest: "by the end of the sixth century B.C., they were already writing books on ethnography and geography," 74.
Bloch zufolge, passim., 222, bezogen sich griechische und römische Ethnografen auf Juden anders als auf andere antike Völker, deren Kleidung, Wohnorte, Klima und Waffen ausführlich besprochen wurden.
[9]Herodotus, Historiae II, 104:3; Stern, I, No. 1,,2. 
[10] Zu der Übernahme der traditionell geografischen Begriffe “Palästina” und “Palästinenser” als Bezeichnungen ethnischer Identifikation durch palästinensische Araber siehe Bernard Lewis, "The Palestinians and the PLO:  A Historical Approach," Commentary, 59 (January, 1975), 32-48. Lewis hält fest, dass die Römer im Jahr 137Judäa "Syria-Palestina" und Jerusalem als "Aelia Capitolina" umbenannten, nicht nur um " [to] stamp out the embers not only of the [Bar Kokhba] revolt but of Jewish nationhood and statehood … with the same intention – of obliterating its historic Jewish identity," 32.  
[11] Für eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen Interpretationen der vielfältigen jüdischen Reaktionen auf den Hellenismus und die Bedeutung der Hellenisation auf die jüdische Geschichte im den Perioden des Zweiten Tempels und der talmudischen Zeit siehe: L. Levine, "Hellenism and the Jewish World of Antiquity," Judaism and Hellenism in Antiquity: Conflict or Confluence (Seattle:  University of Washington Press, 1998), 3-32.
[12] Momigliano, 90-91; Johanan Hans Lewy, "Aristotle and the Jewish Sage," in: Studies in Jewish Hellenism (Hebrew: Olamot Nifgashim) (Jerusalem: Bialik Institute, 1969), 15-43; Josephus, Against Apion, I, 176-183; Stern, I, VII, no. 15, 47-52.
[13] Für die Rolle des Anti-Exodus als wesentliches Motiv des griechisch-römischen Antisemitismus siehe: Van der Horst; Schaefer, 15-33.  Momigliano, 91-95, ist der Meinung, dass die griechischen Autoren die Exodusgeschichte der griechischen Übersetzung der Torah, Septuaginta, entweder nicht kannten oder sich weigerten anzuerkennen. Im Gegenzug dazu behauptet Erich S. Gruen, dass diese Geschichten nicht Teil einer allgemeinen heidnischen antijüdischen Kampagne entstammen, sondern "do not derive from Egyptian distortion of Jewish legend, but the reverse, Jewish inventiveness expropriated Egyptian myth." ("The Use and Abuse of the Exodus Story," Heritage and Hellenism: The Reinvention of Jewish TraditionGruens Argument ist jedoch weder relevant noch überzeugend, da deutlich ist, dass die oft dargebotenen Anti-Exodus-Erzählungen Teil im Wesentlichen zur Untermauerung des Antijudaismus und Judenhass in der griechisch-römischen Welt dienen. Für eine Antwort auf Gruen siehe John J. Collins, "Reinventing Exodus: Exegesis and Legend in Hellenistic Egypt," Jewish Cult and Hellenistic Culture (Leiden: Brill, 2005), 44-57 and 191-193.    (Berkeley: University of California Press, 1998), 41-73, especially 71-73.
[14] Die Anti-Exodus-Texte von Hecataeus: Aegyptiaca, in: Diodorus Siculus, Bibliotheca Historica  XL:3  (Photius, Cod. 244)  Stern, I, V, no. 11, 1-8; pp. 20-35; in: Against Apion I, 183-204; Stern, I, V, no.12, pp.35-44; und von Manetho, in: Against Apion I, 73-91, 93-105, 228-252; Stern, I,  X, nos.19-21, 66-86.
[15] Van der Horst, op.cit.
[16] Tacitus, Historiae[Deutsche Tacitus-Zitate aus René S. Bloch, Antike Vorstellungen vom Judentum, 70] Bloch zufolge , 221-223, spiegelt der Exkurs des Tacitus über die Juden den antijüdischen Diskurs zur Zeit der Flavier und den Glauben an die Überlegenheit des Römischen Reiches wieder. Siehe Goodman, 453 ff. Erich S. Gruen spielt dagegen die Vorstellung langanhaltender Feindseligkeit herunter und führt die antijüdischen Ausdrücke in Folge der Revolte in Judäa auf den Schock zurück, von einem „lachhaften“ Volk herausgefordert worden zu sein. Gruen, "Roman Perspectives on the Jews in the Age of the Great Revolt," in: Andrea M. Berlin & J. Andrew Overman, The First Jewish Revolt: Archaeology, History, Ideology  (London: Routledge, 2002), 27-39. V: 4:1, Stern, II, XCII, no. 281,19, 25.
[17] Manethos Verweise auf Jerusalem stamen aus seiner Aegyptiaca, zurückgewiesen von Josephus in Against Apion I, 90; I, 93; I, 228; Stern, I, X, no.19, 68-69; no. 20, 74-75; no. 21, 78,81,83.
[18] Zum Thema Moses in heidnischen Schriften: Feldman, Jew and Gentile, 232-287. Für die griechische Logik einer einheitlichen Identität von Religionsgründer, Eroberer des Landes und Erbauer des Tempels siehe Bloch, 34, Note 38. Josephus, Against ApionJosephus argumentiert dagegen, dass Moses der älteste Gesetzgeber der Menschheitsgeschichte sei und seine Gesetze denen anderer Völker überlegen seien und zugänglich für alle wären. II: 154-178, 352-365.
[19] Diodorus, Bibliotheca Historica XXXIV, 1: 1,2, 3, in : Stern, I, XXXII, no. 63.
[20] Lysimachus, in: Against ApionStern stellt fest, dass die die Referenz des Lysimachus auf "Hierosyla" Beispiel sei für die Etymologie des Namens einer Nation (386, no.311). I, 304-311; Stern, I, LXII, no.158, 383-386.
[21] Tacitus, Historiae V, 3: 1-5:5; Stern, II, XCII, no. 281, 18-19, 25-27. 
[22] Menander von Ephesus, in Against ApionEs ist möglich, dass diese Autoren mit dem biblischen Bericht vertraut waren, welcher die Beziehung zwischen Salomon und Hiram beschreibt sowie die Rolle des Letzteren bei der Beschaffung des Baumaterials für den Tempel, oder dass sie diese Informationen einer unbekannten phönizischen Quelle entnahmen. I, 126; Stern, I, XX, no.35, 120-121; Dius, in Against Apion I, 114-115; Stern, I, XXI, No. 36, 124-125; Laetus, in Stern, I, XXIII, No.39, 128-129.
[23] Hecataeus "On the Jews", in Against Apion IBar Kochba, 153-154, 160-168, meint, das der Autor, Pseudo-Hekataios, ein ägyptischer Jude des ersten vorchristlichen Jahrhundert, seine Beschreibungen auf die literarischen Modelle der Griechen für Tempel bezog und mit heidnischen Tempeln und ihrem Umfeld vertraut war. Daher sei die im Text beschriebene Struktur wohl nicht der Tempel in Jerusalem. , 198-199; Stern, I, V, No.12, 36-37, 39.
[24] Tacitus, Historiae V:12:1 (Stern, II, XCII, no. 281) 22,30.
[25] Hecataeus, in Diodorus, Aegyptiaca, Bibliotheca Historica XL, 3, 4-6; Stern, I, V, No. 11, 26-28.
[26] Livy, in Stern, I, XLVI, No. 133, 330. Tacitus, HistoriaeTacitus berichtet, dass erst nach der Eroberung des Tempels durch Pompeius 63 v.Chr. die Leere des Allerheiligsten bekannt wurde. Er erwähnt die griechischen Verleumdungen und Gerüchte darüber nicht. V: 8:1, 9:1; Stern, II, XCII, No. 281, 21, 28.
[27]Cassius Dio, Historia Romana XXXVII, 17:2-3; Stern, II, CXXII, No.406, 349, 351.
[28] Dieser Bericht unterscheidet sich von den jüdischen Versionen der Invasion Jerusalems durch Antiochus IV und die Entweihung des Tempels im 1. Und 2. Makkabäer. Während alle Seiten die Versuche Antiochus, jüdische Praktiken abzuschaffen, betonen, schreibt Diodor, dass er die Juden in Ruhe ließ, nachdem er ihnen Tribut auferlegte und die Mauer Jerusalems schleifen ließ. Er erwähnt nicht, dass die Juden unter Judas Makkabäus den Tempel von den Soldaten des Antiochus zurückeroberten und erneut weihten.
[29] Posidonius, in: Against Apion II, 80, 89-96; Stern, I, XXVIII, No. 44, 145-146; Apollonius Molon, in: Against Apion II, 80, 89-96; Stern, I, XXIX, No. 48, 12-154; Apion, in: Against Apion II, 80-90-96; Stern, I, LXIII, no.170, 408-412.
[30] Ibid.
[31] Cicero, Pro FlaccoFür Ciceros Haltung gegenüber den Juden siehe J. Lewy, "Cicero and the Jews in the Pro Flacco," op.cit., 79-114. Feldmann, 70, zufolge, waren die Juden dem Tempel so loyal ergeben, dass sie bereit waren, einem römischen Edikt zu trotzen und dem Tempel große Summen Geld zukommen zu lassen. 28:66-69; Stern, I, XXXIV, No.68, 196-201.
[32] Tacitus, HistoriaeBoth Bloch, 93 und Feldman, 110, bezeugen, dass der Umstand, dass zahlreiche Missionierte dem Tempel in Jerusalem eine jährliche Summe zahlten, was zu einer Anhäufung großer Summen im ganzen Reich führte, die an die Schatzkammer des Tempel geschickt wurde. Dies verursachte den Neid vieler Nichtjuden auf den jüdischen Reichtum und zur Abneigung gegen zum Judentum bekehrte. V, 5:1; Stern, II, XCII, No. 281, 19, 26. 
[33] Tacitus, Historiae V, 8:2; Stern, ibid.
[34]Against Apion I, 209-211; Stern, I, XVII, No. 30a, 106-107.
[35] Cassius Dio, Historia RomanaJosephus lobt und beschreibt ausführlich den Umstand, dass die Juden während des Angriffes des Pompeius die Verteidigung Jerusalems nicht aufrechterhielten, um den Sabbat nicht zu entweihen, und so seine Invasion der Stadt ermöglichten (Jewish War I: 145-147; Jewish Antiquities XIV: 63-65). XXXVII, 15:2:1-4: Stern, II, XCII, No. 281, 21, 28.
[36] Plutarch, Regum et Imperatorum Apophthegmata; Stern I, XCI, No. 260, 563-564. Für einen ähnlichen Verweis auf die Belagerung Jerusalems durch Antiochus VII während des Laubhüttenfestes siehe Josephus, Jewish Antiquities XIII: 242-248. Josephus unterstreicht jedoch, dass Antiochus die Belagerung zurücknahm, während Plutarch behauptet, dass die Juden überrascht waren und sich in seine Hand begaben.
[37] Livy, Periochae CII; Stern, I, XLVI, No. 131, 329.
[38] Cicero schreibt, Pompeius "’laid his victorious hands on nothing in that shrine,’"Pro FlaccoCassius Dio, Historia Romana XXXVII, 15:2:1-4; Stern, II, CXXII, no. 406, 349-350, beschreibt kurz die Schwierigkeit, den Tempel zu erobern, meint aber gegen andere, dass "its wealth was plundered." Sowohl in Jewish War I: 152-153 und Jewish Antiquities XIV: 72, lobt Josephus den tugendhaften Charakter des Pompeius und dass er weder Gold, noch Tempelgefäße angerührt habe. 28:67; Stern, I, XXXIV, No. 68, 196-197; Tacitus, Historiae V, 9:1; Stern, II, XCII, No.281, 21, 28, erwähnt, während der Invasion des Pompeius "the walls of Jerusalem were razed and the Temple remained standing."
[39] Tacitus; Stern, II, XCII, Nos. 273-294,1-93; Cassius Dio; Stern, II, CXXII, Nos. 406-441, 345-407. Zur Darstellung Vespasians und Titus im Kontext des jüdischen Aufstands siehe Bloch, 137-142.
[40] Cassius Dio, Historia Romana  LXIX, 12:1; Stern, II, CXXII, No. 440, 391-392.
[41] Against ApionBar Kochba, 110-113, meint, dass diese Beschreibung der Mauern und Stadtbefestigungen ein Beweis sei, dass die von Josephus Hekataios zugeschriebene Passage zu einem späteren Zeitpunkt von einem anderen Autor verfasst wurde.. I: 197; Stern, I, V, No. 12, 36, 39.
[42] Against Apion I:209; Stern, I, XVII, No. 30a, 106-107.
[43] Timochares, in: Eusebius, Praeparatio EvangelicaStern erläutert die Quelle der übertriebenen Zahlen. IX:35:1; Stern, I, XXV, No. 41, 135.
[44] Pliny the Elder, Naturalis Historia V:71: Stern, I, LXXVIII, No. 204, 469, 471-472.
[45] Tacitus, HistoriaeDie detaillierteste Beschreibung von Jerusalem und Tempel vor der Belagerung durch Titus findet sich wohl bei Josephus, The Jewish War, V, 136-247. V, 11:3; Stern, II, XCII, no. 281, 22, 30.
[46] Cassius Dio, Historia Romana  LXVI, 4:1; Stern, II, CXXII, No. 430,  371, 373.
[47] Valerius Flaccus , Argonautica, I, 14; Stern, I, LXXIX, No. 226, 504-505; Martial, Epigrammata, VII,82, 7; Stern, I, LXXXIV, No. 242, 526.
[48] Juvenal, Saturae,Zur von Römern wahrgenommenen Bedrohung durch das Judentum siehe: Stern II, 94-95,106-107. Sowohl Tacitus als auch Juvenal bekunden ihre Verachtung für Bekehrte (Bloch, 134-135) und ihre Abneigung gegen alle Völker, die sich nicht wie die Römer verhielten, seien sie Juden, Germanen oder Griechen (Goodman, 110, 160; Bloch, 136-137). VI, 542-544; Stern, II, XCIII, No. 299, 100-101.