Irans Kampf um regionale Vorherrschaft: Strategische Implikationen für den Nahen Osten

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Synopsis und Strategiepunkte

Einführung

Der Iran hat sein Streben nach regionaler Vorherrschaft mittels der Mobilisierung sowohl schiitischer wie sunnitischer Terrorhandlanger beschleunigt. Dazu gehören Hisbollah im Libanon, schiitische Milizen im Irak und im Golf, die Taliban in Afghanistan, sowie Hamas, Islamischer Dschihad und die al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden in den Palästinensergebieten. Die ausschlaggebende Rolle des Iran wurde bislang leider noch nicht überall erfasst, mitunter jedoch heruntergespielt.

Als Konsequenz daraus hat die von den Vereinigten Staaten geführte westliche Allianz Teheran nicht dazu gezwungen, einen Preis für seine aggressive Politik der letzten Jahre zu bezahlen. Stattdessen hat die westliche Unbeständigkeit das Regime in der ganzen Region ermutigt. Gleichzeitig haben die Europäer Washington dazu gebracht, auf diplomatische Fortschritte im arabisch-israelischen Friedensprozess zu drängen. Unter dem Strich bedeutet diese Doppelstrategie des Westens, dass Israel genötigt wird, seine Defensivbedürfnisse den Palästinensern auf den Verhandlungstisch zu legen, ohne dass die iranischen Offensivstrategien sowohl in der Gesamtregion als auch besonders in den Palästinensergebieten konfrontiert werden.

Die jüngste Studie des Jerusalem Center for Public Affairs Iran’s Race for Regional Supremacy legt nahe, dass der arabisch-israelische Konflikt und die gegenwärtigen Lösungsversuche eingebettet werden müssen in eine umfassendere Analyse der ausdrücklichen Politik des iranischen Regime als auch seiner gegenwärtigen Fähigkeiten, Israel zu zerstören und arabische Regierungen im ganzen Nahen Osten zu unterwandern.

Inhalt:

Vorwort

Gen. Lt. a.D. Moshe Yaalon, ehem. Generalstabschef der IDF

Die Veröffentlichung dieser überarbeiteten sowie neu betitelten Ausgabe der 2007 vom Jerusalem Center for Public Affairs erstmals unter dem Namen Iran, Hizbullah, Hamas and Global Jihad: A New Conflict Paradigm veröffentlichten Studie kommt in einem entscheidenden Moment. Seit der Erstausgabe kurz nach dem Zweiten Libanonkrieg haben regionale Ereignisse die These der Studie bestätigt: Nicht der israelisch-palästinensische Konflikt, sondern der iranische Einsatz terroristischer Handlanger im Kampf um regionale Vorherrschaft ist die primäre Ursache politischer Instabilität im Nahen Osten.

Der Zweite Libanonkrieg und seine Folgen: Territorium und Ideologie

Gen. Lt. a.D. Moshe Yaalon

· Irans zunehmende Finanzierung, Ausrüstung und Ausbildung schiitischer und sunnitischer Terrorhandlanger wie Hisbollah, Hamas, al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden und Palästinensischer Islamischer Dschihad haben das israelische Bedürfnis nach verteidigungsfähigen Grenzen unterstrichen, ganz besonders im Jordantal und in strategisch wichtigen Gebieten im Westjordanland, von welchen aus israelische Bevölkerungszentren, Hauptverkehrswege und Infrastruktur wie der Ben-Gurion-Airport überblickt werden können.

· Es gilt zunächst, die offensiven Fähigkeiten des iranischen Regimes zu neutralisieren, damit die Palästinensergebiete gesichert und nachhaltige palästinensische Reformen durchgeführt sowie Institutionen aufgebaut werden können, mit Hilfe einer neuen regionalen Strategie, welche Ägypten und Jordanien vollständig einbezieht.

Diplomatische Implikationen der wachsenden iranischen Bedrohung

Dr. Dore Gold, Präsident des Jerusalem Center for Public Affairs,

ehem. Israel. Botschafter bei den Vereinten Nationen

· Da der Iran den Zweiten Libanonkrieg 2006 gesponsert hat, fokussieren sich die Sorgen der arabischen Regierungen Ägyptens, Jordaniens, des Libanon und der Golfstaaten auf die regionale Aggressionspolitik des Iran und sein sich ausweitendes Atomwaffenprogramm. Dadurch hat sich der diplomatische Handlungsspielraum der Vereinigten Staaten erweitert. So benötigt Saudi Arabien keine territorialen Zugeständnisse Israels, um davon überzeugt zu werden, dass es sich gegen Irans ballistische Offensivkapazitäten verteidigen muss, will es seine Dominanz in der Golfregion bewahren.

· Westliche Diplomaten haben sich traditionell auf den palästinensisch-israelischen Konflikt konzentriert, wie in den Gipfeln von Annapolis 2007, Oslo 1993 und Madrid 1991 zum Ausdruck kam. Die Zentralität der palästinensisch-israelischen Diplomatie sollte nun zu Gunsten eines neuen regionalen Sicherheitsprozesses überdacht werden, welcher einen Schutz vor den iranischen Drohungen zum Ziel hat, Israel zu zerstören und benachbarte arabische Länder zu unterwandern.

Irans strategische Verwundbarkeit: Schlussfolgerungen für eine politische Lösung des iranischen Atomprogramms

Gen.-Maj. a.D. Aharon Zeevi Farkash, ehem. Leiter des IDF-Nachrichtendienstes

· Im Gegensatz zu den Ergebnissen des amerikanischen Nationalen Nachrichtendienstberichts NIE von 2007 weisen neue Informationen der Internationalen Atomenergiekontrollbehörde IAEA und anderer Quellen darauf hin, dass das Waffenprogramm innerhalb des iranischen Atomprogramms weiterhin aktiv ist. Tatsächlich wurden Sprengstoffe getestet, welche für den Bau von atomaren Sprengköpfen verwendet werden können.

· 2008 und 2009 stellen eine kritische Phase dar, in welcher der Iran sich auf die Anreicherung spaltbaren Materials konzentrieren wird, um davon genügend für die Herstellung von zwei bis drei Atombomben erlangen. Das iranische Verteidigungsministerium kontrolliert und überwacht fortgesetzt die Förderung und Anreicherung von Uran im Südosten des Iran.

· Trotz des nach Außen getragenen hohen Selbstbewusstseins ist das iranische Regime aufgrund seiner instabilen Wirtschaft, seiner Abhängigkeit vom internationalen Finanzsystem, internationalen Handel und ausländischer Technologie nach wie vor empfänglich für ernsten diplomatischen Druck und einschneidende Sanktionen, unterstützt durch eine glaubhafte Androhung militärischer Gewalt.

Irans zweite Islamische Revolution: Eine Herausforderung des Westens

Brig.Gen. a.D. Dr. Shimon Shapira und Daniel Diker

· Die enge Zusammenarbeit des Iran mit Syrien und der Hisbollah bei „Geiselnahme“ der libanesischen Zentralregierung im Mai 2008 sowie Teherans strategische Unterstützung der Hamas bei ihrer Machtübernahme in Gaza im Juni 2007 sind die jüngsten Beispiele für den Export der „Zweite Islamische Revolution“ des Iran.

· Das iranische Regime treibt rapide die Unterwanderung dem Westen nahe stehender arabischer Regierungen voran, mit Hilfe der direkten Finanzierung, Bewaffnung und Ausbildung terroristischer Handlangergruppen in der ganzen Region. Die Geheimtruppen der Iranischen Revolutionsgarden, die Quds-Einheiten, unter direkter Kontrolle des obersten Führers im Iran Ali Khamenei bieten materielle Unterstützung für die Taliban in Afghanistan, die Sipah-e-Mohammed Armee in Pakistan, die SCIRI- und Mahdi-Armee im Irak, die al-Houthi-Rebellen in Nordjemen, die Islamische Gerichtsunion Somalias, islamische Terrorzellen in Aserbaidschan, die Hisbollah im Libanon und Hamas, Islamischen Dschihad sowie die al-Aqsa-Märtyrerbrigaden in Gaza und dem Westjordanland.

Die globale Reichweite von Irans ballistischem Raketenprogramm

Uzi Rubin, ehem. Vorsitzender des Arrow Anti Missile Defense Program

Israelisches Verteidigungsministerium

· Seine Shahab und Ashura-Raketen ermöglichen es dem Iran seine Macht im gesamten Nahen Osten zu projizieren. Die iranische Shahab-3-Rakete mit einer Reichweite vom 1 300 km kann sowohl Tel Aviv, Israel, als auch Riad, Saudi Arabien, vom selben Abschusspunkt aus bedrohen. Darüber hinaus ist es dem Iran gelungen, achtzehn Raketen des mobilen Typs BM-25 erhalten, welche viele Ziele in Europa erreichen können.

· Am 4. Februar 2008 offenbarte der Iran ein vollständig integriertes Raumfahrtsprogramm einschließlich Infrastruktur und dem einheimisch produzierten Satellitenträgersystem „Safir“, welches eventuell auch erhebliche Bomben mit Massenvernichtungssprengköpfen zu jeden Ziel transportieren könnte.

Hamas: Glokaler Islamismus

Dr. Martin Kramer, Wexler-Fromer-Fellow, Washington Institute for Near East Policy

Senior Fellow, Adelson Institute for Strategic Studies, Shalem Center

· Hamas ist nicht nur eine lokale palästinensische Bewegung. Sie besitzt ein regional islamisches Profil, selbst wenn sie ihre Aktivitäten auf den palästinensischen Schauplatz konzentriert. Die Hamas unterhält Bindungen mit und Verpflichtungen gegenüber Gruppen und Leuten außerhalb der Palästinensergebiete, welche danach streben, die gegenwärtige Weltordnung grundlegend zu ändern.

· Al-Qaida und Hamas können durchaus als zwei Äste eines Baumes betrachtet werden. Verschiedene Schlüsselfiguren und Führer al-Qaidas entstammen der Mutterorganisation der Hamas, der Muslimbruderschaft, einschließlich des Drahtziehers hinter dem 11. September 2001 Khaled Sheikh Mohammed und Abdullah Azzam, welcher bis zu seinem Tod 1989 Mentor Osama Bin Ladens war.

Das Hamas-Regime in Gaza: Ein iranischer Satellit bedroht regionale Stabilität

Oberstltn. a.D. Jonathan D. Halevi

· Die Hamas wird auf ihre Herrschaft in Gaza, ihrer Ausgangsbasis für den Export der islamischen Revolution in das Westjordanland nicht verzichten. Willensbekundungen der Hamas für eine politische Partnerschaft mit der Fatah werden von der Bewegung als Mittel zum Zweck gesehen – den Sturz der Palästinensischen Autonomiebehörde bei gleichzeitigem Bemühen um internationale Anerkennung als legitime Körperschaft und der Schaffung eines Gleichgewicht des Schreckens in seinem Verhältnis mit Israel.

· Zu den Überzeugungen der Hamas gehört der Glaube, dass der Westen gezwungen sein werde, sich mit der Realität der Hamas abzufinden und ihrer Fähigkeit, eine westliche Interessen gefährdende regionale Unruhe zu erzeugen.

Zum Download der vollständigen Studie: Iran’s Race for Regional Supremacy: Strategic Implications for the Middle East(Englisch).